Neuroendokrine Tumore: Vielfältige Formen mit komplexer Therapie

Was sind neuroendokrine Tumore (NET)?
Neuroendokrine Tumore (NET) sind eine Gruppe von Krebserkrankungen, die aus den neuroendokrinen Zellen entstehen. Diese Zellen sind Teil des endokrinen Systems und haben die Aufgabe, Hormone ins Blut abzugeben. Sie sind im ganzen Körper zu finden, insbesondere aber in Organen wie dem Magen-Darm-Trakt, den Lungen und der Bauchspeicheldrüse. NETs können in verschiedenen Formen auftreten, vom gutartigen Tumor bis hin zu aggressiven, metastasierenden Krebserkrankungen.

Lokalisation und Häufigkeit

  • Gastroenteropancreatische neuroendokrine Tumore (GEP-NETs): Diese kommen am häufigsten vor und betreffen vor allem die Bauchspeicheldrüse und den Dünndarm. Auch der Magen und der Dickdarm können betroffen sein.

  • Bronchiale neuroendokrine Tumore: Diese entstehen in den Lungen und sind seltener als die GEP-NETs.

  • Andere Lokalisationen: NETs können auch in anderen Organen wie der Leber, den Nieren oder den Geschlechtsorganen auftreten, sind jedoch insgesamt deutlich seltener.

Pathophysiologie der neuroendokrinen Tumore
NETs entstehen aus Zellen, die sowohl Merkmale von Nervenzellen als auch von Drüsenzellen besitzen. Diese Tumore produzieren häufig Hormone, die verschiedene körperliche Reaktionen hervorrufen können. Manchmal kann es zu einer Hormonausschüttung kommen, die Symptome verursacht – dieses Phänomen wird als „hormonelle Karzinose“ bezeichnet. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Zuckerkrankheit (Hypoglykämie) bei Insulin-produzierenden Tumoren (Insulinome).

  • Hitzewallungen, Durchfall oder Hautrötungen bei Tumoren, die Serotonin oder andere biogene Amine produzieren.

  • Veränderungen im Blutdruck bei Adrenalin-ähnlichen Tumoren.

Warum sind NETs schwer zu diagnostizieren?
Da die Symptome oft unspezifisch sind und in vielen Fällen hormonell bedingt, können sie zunächst mit anderen, weniger schwerwiegenden Erkrankungen verwechselt werden. NETs wachsen häufig langsam, was bedeutet, dass sie oft erst spät bemerkt werden. In einigen Fällen kann der Tumor bereits metastasiert haben, wenn er diagnostiziert wird.

Diagnose und Therapie
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Bildgebung (wie CT, MRT und PET-CT) und speziellen Blut- sowie Urintests zur Bestimmung von Tumormarkern (z.B. Chromogranin A). Weitere Methoden wie die Endoskopie oder Biopsie können helfen, das Tumorgewebe zu untersuchen.

Die Therapie von NETs hängt von der Art des Tumors, seiner Lokalisation und dem Stadium der Erkrankung ab:

  • Chirurgische Entfernung: Wenn der Tumor lokalisiert ist und operativ entfernt werden kann, ist die Chirurgie die beste Therapieoption.

  • Strahlentherapie: Bei bestimmten Tumorarten wird auch Strahlentherapie eingesetzt.

  • Chemotherapie und zielgerichtete Therapien: In fortgeschrittenen Stadien, bei Metastasen oder bei hormonproduzierenden Tumoren werden Chemotherapie und moderne zielgerichtete Therapien wie Somatostatin-Analoga oder Peptid-Rezeptor-Radiotherapie (PRRT) eingesetzt.

  • Lokaltherapien: In einigen Fällen können auch Verfahren wie die Ablation oder die embolisation von Tumoren zur Anwendung kommen, um den Tumor zu verkleinern oder zu stoppen.

Interdisziplinäre Behandlung
Die Behandlung von NETs erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen:

  • Chirurgen für die Entfernung des Tumors.

  • Onkologen für die Chemotherapie und Strahlentherapie.

  • Endokrinologen und Gastroenterologen für die Diagnose und medikamentöse Therapie hormonproduzierender Tumoren.

  • Radiologen zur genauen Bildgebung und Planung der Behandlung.

Wichtige Forschung und Innovationen
Dank kontinuierlicher Forschung gibt es mittlerweile innovative Behandlungsmöglichkeiten, die die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erheblich verbessern können. Besonders vielversprechend sind neue Medikamente, die speziell auf neuroendokrine Tumore abzielen und dabei helfen, das Tumorwachstum zu bremsen oder sogar zu stoppen.

Früherkennung und Vorsorge
Frühe Symptome wie unklare Bauchschmerzen, Gewichtsverlust oder hormonelle Veränderungen sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Je früher ein NET diagnostiziert wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.