Einleitung

In den letzten Jahren hat die Nuklearmedizin in der interdisziplinären Behandlung des Prostatakarzinoms erheblich an Bedeutung gewonnen. Der Schwerpunkt Nuklearmedizin bietet ein breites Spektrum innovativer Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten an, die in den verschiedenen Phasen des Krankheitsverlaufs zur Anwendung kommen. 

Bei Erstdiagnose eines Prostatakarzinoms kann eine Knochenszintigraphie zum Ausschluss von Knochenmetastasen angefertigt werden. Im Rahmen der Diagnosestellung und zur Optimierung einer gezielten Biopsie kann die molekulare Bildgebung zur genauen Eingrenzung auffälliger Strukturen in der Prostata herangezogen werden. 

Das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA) ist ein Eiweißmolekül, das auf der Oberfläche von Krebszellen meist deutlich vermehrt vorhanden ist.  Als solches kann es als Zielstruktur für die hochpräzise nuklearmedizinische Bildgebung dienen. Die Untersuchung mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PSMA-PET/CT) ermöglicht bereits bei einem sehr geringem Wiederanstieg des Tumormarkers PSA im Blut nach operativer Behandlung oder Bestrahlung der Prostata das zielgerichtete Auffinden von Tumorherden (Rezidivdiagnostik).

Das Schlüsselmolekül PSMA dient auch als Ansatzpunkt für die Therapie mit 177Lutetium-PSMA-Liganden. Hierbei wird eine zielgerichtete interne Bestrahlung nicht nur einzelner Tumorläsionen, sondern aller Prostatatumorzellen im Körper ermöglicht – unter gleichzeitiger Schonung des umliegenden gesunden Gewebes.  

Von zentraler Bedeutung ist  eine auf den Patienten zugeschnittene Behandlung. Diese wird durch regelmäßige Überprüfung der Nierenfunktion, Dosimetrie der Organe und Tumorherde mittels engmaschiger Ganzkörperaufnahmen sowie regelmäßige Kontrolle der Laborwerte ermöglicht. Die Dosierung der Isotopentherapie sowie die Anzahl der Therapiezyklen werden an den individuellen Krankheitsverlauf angepasst.

Knochenherde können im Rahmen einer ambulanten Therapie mit 223Radium-Dichlorid  behandelt werden. 

Die Indikationsstellung zur Isotopentherapie erfolgt interdisziplinär in enger Abstimmung mit allen an der Behandlung beteiligten Ärztinnen und Ärzten.