Für das Herz unserer Patienten

Präzise Prävention und Therapie für das Herz unserer Patienten

Am Anfang der Geschichte waren die Patientinnen sowie Patienten und ihre Krankheiten. Zu den ältesten überlieferten Krankheiten dürften Seuchen infolge von Infektionen gehören. Berichte zur Lepra gehen auf indische und chinesische Schriften einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung zurück. Als „Vater der Heilkunde“ und erster Arzt wird bisweilen Hippokrates von Kos (etwa 460 bis 370 v. Chr.) genannt – er gilt mithin als Begründer der Medizinwissenschaften. Ärzte waren bis ins 18. Jahrhundert häufig Universalgelehrte. Operative Eingriffe nahmen Bader, Wundärzte oder Feldscheren vor. Das 19. und insbesondere das 20. Jahrhundert waren geprägt von einer rasanten wissenschaftlichen und technischen Entwicklung der Medizin, in deren Folge sich immer mehr fachspezifische Disziplinen bildeten. Aus der Inneren Medizin entwickelten sich beispielsweise die heute etablierten Schwerpunkte der Gastroenterologie, Nephrologie, Kardiologie, Hamäto-Onkologie, Rheumatologie, Infektiologie, Pneumologie und einige weitere. Dies nutzte – und nutzt – der klinisch-wissenschaftlichen Entwicklung, der Aus- und Weiterbildung und damit letztlich den Patientinnen und Patienten.

Mit der Jahrtausendwende zum 21. Jahrhundert führte der weitere Wissens- und Erkenntnisgewinn in der Medizin dazu, dass Patientinnen und Patienten nicht mehr nur im Sinne von Konsilen oder Überweisungen gemeinsam behandelt wurden: Strukturierte interdisziplinäre Besprechungen wurden etabliert, um für individuelle Patientinnen und Patienten diagnostische und therapeutische Empfehlungen aussprechen zu können. Tumorboards fanden hier zunächst die größte Verbreitung. Die Überlegenheit dieses Ansatzes hinsichtlich der Prognose und Entwicklung der Patientinnen und Patienten ist wissenschaftlich belegt.

Diese Form der strukturierten, patientenzentrierten Interdisziplinarität bietet aber nicht nur Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen signifikante Vorteile. Auch Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen profitieren von solch einem Vorgehen. Genau deshalb wurde das Herzund Gefäßzentrum organisatorisch neu strukturiert. Die Kolleginnen und Kollegen der beteiligten Fachgebiete sind zum Wohle der Patientinnen und Patienten noch enger zusammengerückt – infrastrukturell und inhaltlich.

Ende 2022 hat Prof. Dr. David Leistner die Leitung der Klinik für Kardiologie und Angiologie übernommen. Gemeinsam mit dem Direktor der Klinik für Herzchirurgie, Prof. Dr. Thomas Walther, entwickeln sie die patientenzentrierte Herzmedizin der Gegenwart und Zukunft. Dafür haben sie weitere erstklassige Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewonnen und in das gemeinsame Team integriert: Prof. Dr. Reza Wakili ist ein Spezialist für die Diagnostik und Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Dr. Lena Marie Seegers aus Harvard bringt ihre besondere Expertise in der Forschung und Versorgung kardiologischer Erkrankungen bei Frauen ein – im neu geschaffenen Women’s Heart Health Center Frankfurt. Sie alle verstärken ein exzellentes Team in der Kardiologie, Herz- und Gefäßchirurgie und haben ein Ziel: für jeden Menschen die genau passende Prävention oder Therapie bereitzustellen. Oder anders ausgedrückt: Präzisionsmedizin für alle Patientinnen und Patienten umsetzen.

In dieser Ausgabe der Wissen Wird möchten wir Ihnen die neuen Strukturen des Zentrums, einige Akteure sowie relevante Themen aus der Herzmedizin vorstellen. Außerdem finden Sie weitere Neuigkeiten aus Forschung und Krankenversorgung, zum Beispiel welche fortschrittlichen Projekte der Kinder- und Jugendpsychiatrie die Reiss-Stiftung fördert. Eine sehenswerte Bilderserie zeigt Ihnen außerdem, welche interessanten Veranstaltungen in den vergangenen Monaten bei uns stattfanden.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – bleiben Sie uns gewogen!

Prof. Dr. Jürgen Graf
Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor