Über Ludwig Edinger

Ludwig Edinger ist Nervenarzt, Hirnforscher und Experte für das menschliche Gehirn. In Frankfurt entschlüsselt er nicht nur die Anatomie des Gehirns – er verbindet seine grundlegenden Erkenntnisse auch mit der Psychologie.

Ein Leben für die Wissenschaft

Ludwig Edinger studiert von 1872 bis 1877 Medizin in Heidelberg, Straßburg und Gießen. Seine Ausbildung schließt er 1881 mit der Habilitation in Neurologie ab. In den folgenden Jahren zieht es ihn nach Berlin, Leipzig und Paris, bis er sich schließlich 1883 als praktischer Arzt und Spezialist für Nervenheilkunde in Frankfurt am Main niederlässt. Nur zwei Jahre später beruft ihn Carl Weigert als neurologischen Experten für weitere Grundlagenforschungen an die Dr. Senckenbergische Anatomie. 1902 folgen die ersten eigenen Räume für die neurologische Abteilung, das Dr. Senckenbergische Neurologische Institut. Ludwig Edinger wird hier Direktor – er finanziert das Institut selbst über die von ihm gegründete Stiftung – die Ludwig-Edinger-Stiftung (siehe Infokasten). 1908/1909 wird Edinger überraschend entlassen und wechselt mit seinem Institut an die kurze Zeit später gegründete Frankfurter Universität – weiterhin unter Eigenfinanzierung. Hier zählt er 1912 zu den Unterzeichnern des Stiftungsvertrages und lehrt ab 1914 als Professor für Neurologie. Edinger gilt als der erste Lehrstuhlinhaber für Neurologie in Deutschland. Bis kurz vor seinem Tod 1918 hält er in Frankfurt Vorlesungen. 

Pionier im Fach und darüber hinaus

Schon während der Studienzeit beginnt Edinger im Privaten mit seiner neurologisch-anatomischen Grundlagenforschung: Am Frankfurter Küchentisch untersucht er menschliche Gehirne und fertigt sogenannte Dünnschnitte und Zeichnungen verschiedener Hirnareale. Seine Ergebnisse veröffentlicht er erstmal 1884 – kurz nach Ende seines Medizinstudiums. Edinger wird schnell in internationalen Fachkreisen als Experte der Neuroanatomie anerkannt, besonders für die embryonale Gehirnentwicklung. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen sind die Verläufe der Schmerzbahnen und des Ursprungskerngebietes der parasympathischen Nervenfasern des dritten Hirnnervs. Dieser steuert die Pupillenreflexe der Augen, z.B. bei sich verändernden Lichtverhältnissen, und trägt heute als Nucleus Edinger Westphal seinen Namen. 

Ludwig Edinger weitet seine Forschungen aus: Er untersucht die Vorder- und Zwischenhirne von Haien, Amphibien, Reptilien und Vögeln. So entschlüsselt er nicht nur die Entwicklung der verschiedenen Hirnbereiche. Er erstellt auch die ersten Farbtafeln der Gehirnquerschnitte. 

Vom neurologischen Experten zum Verhaltensbiologen

Neben der Neurologie weckt die Psychologie das Interesse Ludwig Edingers. Er verknüpft seine neurologisch-anatomischen Kenntnisse mit der Verhaltensbiologie und erklärt die Funktionen der einzelnen Hirnareal und des resultierenden Verhaltens. Edinger wird so nicht nur anerkannter Spezialist für die Neurologie, sondern erfährt auch in den Fachkreisen der Verhaltensbiologie und Psychologie großen Zuspruch. 

Von Edingers Grundlagenforschung bis zur Modernen Schlaganfalltherapie

Das Zentrum für Neurologie und Neurochirurgie (ZNN) und Neuroradiologie

Wie schon Ludwig Edinger forschen und therapieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute fachübergreifend. Im Neurozentrum der Frankfurter Universitätsmedizin wird aufs Engste zusammengearbeitet mit anderen Fachgebieten wie der Neuroradiologie, Neurochirurgie, Psychiatrie, Kardiologie, Gefäßchirurgie sowie der Infektiologie, Neuropathologie, Psychosomatik und Palliativmedizin. Alle Beteiligten bieten den Patientinnen und Patienten so eine interdisziplinäre Spitzenmedizin aus einer Hand. 

Das Team im ZNN versorgt dabei alle neurologischen und neurochirurgischen Krankheitsbilder – von den Volkserkrankungen wie Kopfschmerzen und Schwindel bis zu seltenen Syndromen und hochkomplexen Operationen. Es bietet für die gesamte Lebensspanne der Patientinnen und Patienten die beste Medizin. Die Mitarbeitenden haben den Anspruch, auch führend in der Forschung und Ausbildung zu sein. Das Ziel des Direktors der Klinik für Neurologie Prof. Dr. Christian Grefkes-Hermann ist es, den Standort Frankfurt mit modernsten Interventions- und Stimulationsverfahren weiterhin als deutsches Spitzenzentrum zu führen und auszubauen.

Weitere Informationen