09. Oktober 2025
Für seine wegweisenden Arbeiten zur Immunantwort bei der Tropenkrankheit Loiasis ist Dr. Gerrit Burger, Arzt in Weiterbildung am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universitätsmedizin Frankfurt, mit dem Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand im Rahmen der 77. Jahrestagung der DGHM in Jena statt.
Loiasis wird durch Fadenwürmer ausgelöst, die sich unter der Haut bewegen und gelegentlich durch die Bindehaut des Auges wandern – ein Symptom, das als „Eye Worm“ bekannt ist. Trotz der weiten Verbreitung in Zentralafrika und der gesundheitlichen Belastung für Millionen Menschen gilt Loiasis als stark vernachlässigte Erkrankung. Sie ist bislang nicht einmal auf der offiziellen Liste der „Neglected Tropical Diseases“ (NTDs) der Weltgesundheitsorganisation geführt, obwohl Studien auf ernsthafte Langzeitfolgen wie Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine verkürzte Lebenserwartung hinweisen.
Besonders problematisch ist, dass die Therapie zu lebensbedrohlichen Entzündungsreaktionen führen kann: Sterben die im Blut zirkulierenden Wurmlarven während der Behandlung mit Medikamenten wie Diethylcarbamazin oder Ivermectin schlagartig ab, kommt es in manchen Fällen zu einer überschießenden Immunreaktion. Dies erschwert nicht nur die individuelle Behandlung, sondern behindert auch Massenbehandlungsprogramme gegen andere Wurmerkrankungen, die in Regionen mit Loiasis nicht flächendeckend eingesetzt werden können.
Neue Einblicke in die Immunreaktion
Dr. Gerrit Burger erforschte im Rahmen seiner Promotion die Rolle verschiedener Immunzellen bei Loiasis, insbesondere der eosinophilen Granulozyten, die bei Wurmerkrankungen eine zentrale Rolle spielen. Seine Studien fanden in enger Kooperation mit dem Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen und dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun statt, wo er ein Jahr vor Ort forschte.
Die Ergebnisse zeigen: Erkrankte Personen haben deutlich erhöhte Werte eosinophiler Granulozyten, die spezifische Aktivitätsmarker aufweisen. Während der Behandlung steigt die Zahl dieser Zellen kurzzeitig massiv an – auf bis zu 50 Prozent aller weißen Blutkörperchen – und fällt danach unter den Ausgangswert zurück. Myeloid-Derived Suppressor Cells, die als mögliche Regulatoren gelten, lassen sich zwar nachweisen, zeigten aber in dieser Studie keine Unterschiede zwischen Gesunden und Erkrankten.
„Unsere Daten helfen, die gefährlichen Entzündungsreaktionen bei der Behandlung der Loiasis besser zu verstehen“, erklärt Dr. Gerrit Burger.
Perspektiven für neue Therapien
Die Forschungsergebnisse eröffnen neue Ansätze, um Entzündungsreaktionen künftig gezielt zu dämpfen. So könnten bestimmte Oberflächenmarker der eosinophilen Granulozyten als Angriffspunkte dienen, um die Nebenwirkungen der Therapie zu reduzieren. Erste klinische Studien mit Antikörpern gegen Interleukin-5, das an den in der Studie untersuchten Rezeptor CD125 bindet, wurden bereits durchgeführt. Auch mögliche Zusammenhänge zwischen der chronischen Immunaktivierung und Langzeitfolgen der Erkrankung müssen in weiteren Studien überprüft werden.
Publikation:
Burger, G., Adamou, R., Kreuzmair, R., Ndoumba, W.N., Mbassi, D.E., Mouima, A.M.N., Tabopda, C.M., Adegnika, R.M., More, A., Okwu, D.G., Mbadinga, L.-B.D., Calle, C.L., Veletzky, L., Metzger, W.G., Mordmüller, B., Ramharter, M., Mombo-Ngoma, G., Adegnika, A.A., Zoleko-Manego, R., McCall, M.B.B. Eosinophils, basophils and myeloid-derived suppressor cells in chronic Loa loa infection and its treatment in an endemic setting; PLOS Neglected Tropical Diseases, May 21, 2024.
https://doi.org/10.1371/journal.pntd.0012203
Bildmaterial:
(1) Dr. Gerrit Burger wurde für seine Forschung an der Tropenkrankheit Loiasis geehrt. (Foto: privat)
(2) Blick in ein Auge mit „Eye Worm“ (Foto: Dr. Gerrit Burger)
Download unter: https://www.unimedizin-ffm.de/pressefotos
Der Abdruck der Fotos ist kostenfrei.
Für weitere Informationen:
Prof. Dr. Volkhard A. J. Kempf
Direktor
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
Universitätsmedizin Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 50 19
E-Mail: volkhard.kempf@unimedizin-ffm.de
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