Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung für den Sonderforschungsbereich (SFB) 1451, „Schlüsselmechanismen normaler und krankheitsbedingt gestörter motorischer Kontrolle“, um weitere vier Jahre verlängert. Ein relevanter Teil der Arbeit des SFB findet an der Universitätsmedizin Frankfurt statt, die mit drei neurowissenschaftlichen Projekten beteiligt ist.
Das motorische System ist essenziell für unsere Interaktion mit der Umwelt. Das koordinierte Zusammenspiel von Neuronen und Muskeln reicht von einfachen Reflexen bis zu komplexen Handlungen wie dem Gebrauch von Werkzeugen. Bei zahlreichen neurologischen und psychiatrischen Störungen ist dieses System jedoch beeinträchtigt. Ziel des Sonderforschungsbereichs 1451 der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist es, die genetischen, zellulären und neuronalen Mechanismen der motorischen Kontrolle bei gesunden und erkrankten Individuen besser zu verstehen und so neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.
„Die erneute Förderung durch die DFG ist ein starkes Signal für die Qualität unserer Forschung. Sie stärkt nicht nur die Neurowissenschaften und die klinische Forschung, sondern gibt uns auch die Möglichkeit, innovative Ansätze für Patientinnen und Patienten mit Störungen des motorischen Systems zu entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Christian Grefkes-Hermann, Direktor der Klinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Frankfurt.
Auch der Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Stefan Zeuzem, begrüßt die Verlängerung der Förderung: „Die Projekte des SFB zeichnen sich durch ihre interdisziplinäre und international stark vernetzte Ausrichtung aus und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit und Weiterentwicklung zentraler Fachdisziplinen. Die erneute Unterstützung des SFB 1451 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist ein entscheidender Schritt, um den neurowissenschaftlichen Schwerpunkt unseres Fachbereichs Medizin strategisch weiter auszubauen.“
Neurologische Spitzenforschung an der Universitätsmedizin Frankfurt
An der Universitätsmedizin Frankfurt sind drei der insgesamt 22 Teilprojekte des SFB 1451 angesiedelt: Unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Röper, Direktor des Instituts für Neurophysiologie, erforscht ein Team die zellulären Grundlagen von Entwicklungsstörungen des motorischen Systems. Im Projekt „Die Rolle der sensomotorischen Integration für die motorische Erholung nach Schlaganfall“ untersucht Prof. Dr. Grefkes-Hermann gemeinsam mit Oberärztin Dr. Caroline Tscherpel, wie sich das Gehirn von Schlaganfallpatientinnen und -patienten neu organisiert, um verlorengegangene motorische Fähigkeiten zu kompensieren. Diese Forschung soll die Grundlage für neue, effektive Rehabilitationsstrategien schaffen.
Darüber hinaus ist an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Frankfurt ein zentrales Serviceprojekt zur Testung motorischer Fähigkeiten angesiedelt. Gemeinsam mit Messungen in Köln und Jülich soll eine umfangreiche Datenbasis zur systematischen Erfassung motorischer Fähigkeiten sowohl bei gesunden als auch bei motorisch erkrankten Patientinnen und Patienten aufgebaut werden. Diese Daten sind essenziell, um eine möglichst große Basis für die Modellierung von motorischen Störungen über die Erkrankungen hinaus zu ermöglichen.
Erfolgreicher kooperativer Ansatz
Unter der Führung der Universität Köln sind neben der Universitätsmedizin Frankfurt noch das Forschungszentrum Jülich, die beiden Kölner Max-Planck-Institute für Stoffwechselforschung und für die Biologie des Alterns, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn sowie die Universität Münster und die Hebrew University in Jerusalem an dem SFB 1451 beteiligt. Sprecher ist Prof. Dr. Gereon Rudolf Fink von der Universität Köln.
DieSonderforschungsbereiche der DFG sind langfristige, auf bis zu zwölf Jahre angelegte Forschungsverbünde, die mit Mitteln des Bundes und der Länder gefördert werden. Sie ermöglichen die Bearbeitung neuartiger, anspruchsvoller und aufwendiger Forschungsvorhaben durch die Koordination und Konzentration von Personen und Ressourcen und stärken die Schwerpunktbildung an den beteiligten Hochschulen.
Der Sonderforschungsbereich 1451
„Der umfassende, interdisziplinäre und kooperative Ansatz, die zentralen Grundlagen von Motorik über verschiedene Spezies und Erkrankungen hinweg zu erforschen, ist einzigartig in Europa und hat sich zu einer großen Stärke des SFB 1451 entwickelt“, erklärt Prof. Dr. Grefkes-Hermann. „Der Sonderforschungsbereich bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Neurobiologie, Neurophysiologie, Neurologie, Neurowissenschaften, Psychiatrie, Psychologie, Nuklearmedizin und funktionelle Neurochirurgie zusammen. Er ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit die wissenschaftliche Forschung und medizinische Versorgung voranbringt.“
Mit der Verlängerung der Förderung gibt der SFB 1451 den beteiligten Institutionen, darunter die Universitätsmedizin Frankfurt, die Möglichkeit, ihre tragende Rolle in der Forschung zu neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen weiter auszubauen. Dies eröffnet vielversprechende Perspektiven für Patientinnen und Patienten, deren motorisches System durch Erkrankungen beeinträchtigt ist.
Für weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Grefkes-Hermann
Direktor der Klinik für Neurologie
Universitätsmedizin Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 57 69
E-Mail: christian.grefkes-hermann@unimedizin-ffm.de
Internet: www.unimedizin-ffm.de