Am 28. November 2024 feierte die Frankfurter Frauenmilchbank ihr fünfjähriges Bestehen mit einem wissenschaftlichen Symposium an der Universitätsmedizin Frankfurt. Die Veranstaltung zog Expertinnen und Experten aus Medizin und Forschung an und bot spannende Einblicke in die Erfolge der vergangenen Jahre sowie in die Zukunftsperspektiven der Frauenmilchbanken.
Das Symposium markierte zudem einen weiteren wichtigen Meilenstein: Die kürzlich bewilligte zweijährige Förderung durch das Land Hessen, die den Weg zur „Hessischen Frauenmilchbank“ ebnen soll.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2019 hat die Frankfurter Frauenmilchbank, eine Kooperation zwischen der Klinik für Kinder und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Frankfurt und dem DRK-Blutspendedienst Hessen, neue Maßstäbe in der Versorgung von Frühgeborenen gesetzt. Ziel war und ist es, Frühgeborene entweder mit der eigenen Muttermilch oder mit gespendeter Frauenmilch zu versorgen. Aktuell werden ausschließlich Frauenmilch-Spenderinnen akzeptiert, deren Kind in der Neonatologie der Universitätsmedizin Frankfurt oder in einer kooperierenden Klinik betreut wird oder wurde. Damit werden die strengen Sicherheits- und Qualitätsstandards sichergestellt.
Dr. Ulrich Rochwalsky, Ärztliche Leitung der Neonatologie der Universitätsmedizin Frankfurt, beschreibt, was seit dem Start erreicht wurde: „In den vergangenen fünf Jahren wurden bereits über 200 Frühgeborene durch die Frauenmilchbank versorgt. Mehr als 95 Prozent der auf der Frankfurter Intensivstation betreuten Frühgeborenen erhalten mittlerweile ausschließlich Muttermilch oder Frauenmilch, was dazu beigetragen hat, das Krankheitsbild der Nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) nahezu auszuschalten.“ NEC ist eine schwere Darm-Komplikation bei Frühgeborenen, die wesentlich zur hohen Sterblichkeit der kleinen Patientinnen und Patienten beiträgt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass durch den Einsatz der Frauenmilch das Risiko für die schwere Komplikation im Vergleich zu kuhmilchbasierter Nahrung deutlich reduziert wird. Gespendete Milch trägt somit direkt dazu bei, die Krankheitslast der Kinder zu verringern und ihr gesundes Wachstum zu fördern.
Die Frauenmilchbank ist bis heute einzigartig in Hessen und kooperiert mittlerweile mit mehreren Kinderkliniken in der Region, darunter das Bürgerhospital Frankfurt, die Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen und das Sana Klinikum Offenbach. Weitere Kliniken haben Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.
Symposium: Expertinnen und Experten diskutieren Zukunft der Frauenmilchbanken
Das Symposium bot nicht nur Gelegenheit, das Jubiläum zu feiern, sondern auch eine Plattform, um die Bedeutung von Frauenmilch und Frauenmilchbanken zu beleuchten.
Dr. Ulrich Rochwalsky gab einen umfassenden Einblick in die klinische Anwendung von Frauenmilch. Ilay Gülec, Ärztliche Leitung der Frankfurter Frauenmilchbank des DRK-Blutspendedienstes, stellte das Konzept der Frauenmilchbank im Blutspendedienst vor. Prof. Dr. Daniel Klotz, Leiter der Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin Bielefeld sowie Netzwerksprecher der Frauenmilchbanken in Baden-Württemberg, beleuchtete die neue europäische Verordnung, die weitere noch strengere Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Frauenmilch einführt, die bereits heute weitgehend durch die Frauenmilchbank erfüllt werden. Ein weiteres Highlight war die Diskussion über die langfristige Weiterentwicklung der Frauenmilchbank. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten die Notwendigkeit, Frauenmilchbanken auf breiterer Basis zu etablieren, um die gesundheitlichen Vorteile für Frühgeborene flächendeckend verfügbar zu machen. Prof. Dr. Jan-Henning Klusmann, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Frankfurt, hob hervor, dass eine enge Vernetzung der Frauenmilchbanken mit den Kliniken notwendig sei, um dieses Ziel zu erreichen.
Förderung durch das Land Hessen und der Blick nach vorn
Das Symposium unterstrich die Bedeutung der Frankfurter Frauenmilchbank als Vorreiterprojekt. Die bewilligte Förderung des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege unterstützt die Frauenmilchbank in den kommenden zwei Jahren in ihrer nächsten Entwicklungsphase: der Transformation zur „Hessischen Frauenmilchbank“. Dieses Vorhaben umfasst den Ausbau der Kooperationen mit weiteren Kliniken, Investitionen in die Infrastruktur und Maßnahmen zur Kostensenkung, um die Versorgung mit Frauenmilch langfristig und flächendeckend zu sichern.
Warum Frauenmilchbanken unverzichtbar sind
Weltweit empfehlen Organisationen wie die WHO und UNICEF die Versorgung von Frühgeborenen mit Frauenmilch, wenn die Muttermilch der eigenen Mutter nicht ausreicht. Studien belegen, dass Frauenmilch das Risiko für schwere Komplikationen signifikant reduziert und Infektionen vorbeugt.
Die Frankfurter Frauenmilchbank hat von Beginn an höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards etabliert. Die neue europäische SoHO-Verordnung (SoHO = substances of human origin), die 2024 in Kraft getreten ist, bringt für viele Frauenmilchbanken in Deutschland neue Herausforderungen. Die Frankfurter Frauenmilchbank erfüllt jedoch bereits die wichtigsten Anforderungen und bleibt damit Vorreiter in der Frauenmilchversorgung.
Ein starkes Fundament für die Zukunft
Die Frankfurter Frauenmilchbank wurde durch die großzügige Unterstützung von Spenden, insbesondere der Kinderhilfestiftung e.V., dem Frankfurter Förderverein zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen e.V. und dem Lions Club Frankfurt Palmengarten ermöglicht. Gemeinsam mit der Förderung des Landes Hessen und den engagierten Mitarbeitenden bleibt sie ein Leuchtturmprojekt in der medizinischen Versorgung von Frühgeborenen.
Bildmaterial:
Dr. Ulrich Rochwalsky, Leiter der Neonatologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Download unter: https://www.unimedizin-ffm.de/pressefotos
Der Abdruck des Fotos ist kostenfrei (Quelle: Universitätsmedizin Frankfurt).
Für weitere Informationen:
Dr. Ulrich Rochwalsky
Leiter der Neonatologie
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsmedizin Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 51 20
E-Mail: ulrich.rochwalsky@unimedizin-ffm.de
Internet: www.unimedizin-ffm.de