27. Mai 2025
Die Universitätsmedizin Frankfurt entwickelt ihre Herzmedizin konsequent weiter. Aktuell entsteht ein europaweit einzigartiges universitätsmedizinisches Zentrum für Präzisionsherzmedizin. Es setzt neue Standards – von niedrigschwelliger Risikoanalyse über präzise personalisierte Diagnostik bis hin zur individualisierten, digital unterstützten High-Tech-Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen. Zentrale Grundlage hierfür ist eine neue strategische Kooperation mit Siemens Healthineers, die am heutigen Tage mit der Universitätsmedizin Frankfurt vertraglich vereinbart wurde.
Das Universitäre Herzzentrum Frankfurt verfolgt das Ziel, sich zu einem führenden Standort der Herzmedizin in Europa zu entwickeln. Dafür wurden neue Technologien und Verfahren etabliert und die Infrastruktur in der Herzmedizin gemeinsam mit einem renommierten Partner neu aufgestellt. Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Frankfurt, erklärt: „Wir haben den Auftrag, den neuesten medizinischen Kenntnisstand in die Praxis zu überführen. Mit dieser Zielsetzung entwickeln wir Präzisionsherzmedizin und wollen diese möglichst niederschwellig und effektiv Patientinnen und Patienten zugänglich machen. Mehrere hochkarätige Maßnahmen bringen uns diesem Ziel entscheidend näher. Dabei unterstützt uns die strategische Kooperation mit Siemens Healthineers. Sie umfasst nicht nur die Erneuerung der Infrastruktur, sondern auch gemeinsame Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung der Medizin über unseren Standort hinaus.“
Früh erkennen, präzise behandeln
Die neuen Möglichkeiten, von denen Patientinnen und Patienten profitieren, reichen von der Identifikation eines erhöhten Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu hochspezialisierten personalisierten Therapiekonzepten. Prof. Dr. med. David M. Leistner, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie des Universitären Herzzentrum der Universitätsmedizin Frankfurt, erläutert: „Von unserem Ansatz der Präzisionsherzmedizin profitieren Patientinnen und Patienten unmittelbar. Schon die Diagnostik können wir früher und genauer durchführen. Das ermöglicht eine Präzisionsprävention, wenn Risiken frühzeitig erkannt werden.“ Dafür stehen künftig ein photonenzählender Computertomograph sowie das neu geschaffene „Zentrum für personalisierte Medizin“ zur Verfügung, über das wesentliche genetische Grundlagen von Herz-Kreislauferkrankungen identifiziert werden können. Muss eine minimal-invasive Therapie erfolgen, so kann diese in einer komplett neugestalteten und in Europa einzigartig ausgestatteten Herzkatheterabteilung inklusive Hybrid-OP umgesetzt werden. Hier werden Informationen der genetischen Testung und mittels künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertete CT-Analysen in eine detaillierte und personalisierte Therapieplanung und -durchführung miteinbezogen.
Ein Ansatz zur effektiven Risikoerkennung – im Einkaufszentrum das Herzrisiko testen
Der an der Universitätsmedizin Frankfurt mitentwickelte "Screening-Cube" – in der Größe einer Telefonzelle – ermöglicht erstmals eine schnelle und einfache Analyse des individuellen Herz-Kreislaufrisikos. Das erste Exemplar steht in der Eingangshalle der Universitätsmedizin Frankfurt. „Mit dem von uns mitentwickelten 'Screening-Cube' können Menschen unkompliziert und ohne Termin feststellen, ob bei ihnen ein erhöhtes Risiko besteht“, so Prof. Dr. Leistner. Damit gelingt zeit-, orts- und personalunabhängiges kardiovaskuläres Screening der Bevölkerung, was Leben retten könnte.
Zukünftig kann der Cube dezentral – etwa in Einkaufszentren – aufgestellt werden und eigenständig nutzbar sein. Im Cube werden verschiedene Vitalparameter gemessen, darunter Körpertemperatur, Atemfrequenz, Blutdruck, ein EKG mit Arrhythmie-Erkennung, die Sauerstoffsättigung, Körperzusammensetzung, Gewicht sowie weitere Werte zur Abschätzung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. Weichen Werte von Normparametern ab, kann per QR-Code direkt ein Termin in Universitären Herzzentrum vereinbart werden, wo bei Bedarf die weitere Versorgung erfolgt.
Mit Genanalysen zur präzisen Therapieentscheidung
Für eine präzise Therapie sind auch genetische Grundlagen zu berücksichtigen. Dazu wurde das Zentrum für personalisierte Medizin – Herz-/Gefäßmedizin (ZPM–HG) im Frühjahr 2025 gegründet. Geleitet wird es von den Dr. Senckenbergischen Instituten für Pathologie und Humangenetik in Zusammenarbeit mit der Klinik für Kardiologie, Angiologie, sowie dem Institut für Rechtsmedizin.
Ziel ist es, genetische Ursachen von Herzerkrankungen zu identifizieren, innovative Diagnostik- und Therapieverfahren in die klinische Anwendung zu bringen, ihren Nutzen zu prüfen und bestehende Verfahren zur maximalen Patientenzentrierung weiterzuentwickeln. Prof. Dr. Peter Wild erklärt: „Personalisierte Medizin erlaubt es, durch ein tiefes Verständnis molekularer Krankheitsursachen gezielte therapeutische Strategien individuell anzupassen. Genetische Voraussetzungen und Umweltfaktoren – etwa Alter oder strukturelle Veränderungen des Herzens – müssen gemeinsam betrachtet werden. Das gelingt nur interdisziplinär. Dafür haben wir das Zentrum für personalisierte Medizin gegründet.“
Partnerschaft für die Herzmedizin der Zukunft
Zur infrastrukturellen Weiterentwicklung wurde mit Siemens Healthineers ein umfassender Partnerschaftsvertrag abgeschlossen. Dieser umfasst die Bereitstellung neuester Technologien sowie einen kompletten Neubau des Herzkatheter-Bereichs am Campus der Universitätsmedizin. Markus Jones, Kaufmännischer Direktor der Universitätsmedizin Frankfurt, erläutert: „Wir investieren einen gut zweistelligen Millionenbetrag in die technische und bauliche Erneuerung unserer Herzmedizin. Mein Dank gilt dem Land Hessen, das diese Investitionen ermöglicht. Mit Siemens Healthineers realisieren wir nicht nur Technologiebeschaffung, sondern gestalten gemeinsam die Herzmedizin weiter.“ „Die Partnerschaft mit der Universitätsmedizin Frankfurt ist für uns alle und vor allem für die Patienten ein großer Erfolg. Herz-Kreislauferkrankungen sind die weitaus häufigste Todesursache weltweit. Daher baut Siemens Healthineers sein Portfolio und Partnerschaften im Bereich der kardiologischen Versorgung und Forschung weiter aus. Die Zukunft der Computertomographie liegt im Photon-Counting“, sagt Dr. Stefan Schaller, Leitung Siemens Healthineers Deutschland.
Prävention intensivieren – Veränderungen der Herzgefäße früher erkennen
Um Veränderungen der Herzgefäße früh und effektiv zu diagnostizieren, steht ab Juni 2025 an der Universitätsmedizin Frankfurt die neueste Generation eines photonenzählenden Computer-tomographen zur Verfügung. Diese Technologie ermöglicht die Aufnahme von Bildern mit höchstpräzisen anatomischen und funktionellen Details, indem jedes einzelne Röntgenphoton, das die Person durchläuft, „gezählt“ wird. Mit geringerer Strahlendosis als bei herkömmlichen CT-Scannern ist es möglich, selbst kleine Strukturen genau und mit weniger Artefakten zu erkennen und zu bewerten. „Dadurch kann beurteilt werden, welche Veränderung an den Herzkranzgefäßen einer spezifischen Therapie bedürfen und wie hoch das Risiko ist, dass mittelfristig ein Herzinfarkt resultiert“ lobt Prof. Dr. David M. Leistner die neuen Optionen des Photonen-Herz-Scanners.
Präzise Therapie bei geringerer Strahlenbelastung
„Mit der Universitätsmedizin Frankfurt verfolgen wir das gemeinsame Ziel, neue Maßstäbe in der kardiovaskulären Diagnostik und Therapie zu setzen. Unsere hochmodernen und intelligent vernetzten Systeme leisten dabei einen entscheidenden Beitrag. Im Mittelpunkt steht stets der Mensch – und der Anspruch, eine schnellere, präzisere und ganzheitlichere Versorgung zu ermöglichen“, sagt Stefanie Polat, bei Siemens Healthineers Leitung Advanced Therapies für Zentral- und Westeuropa. Im Rahmen der richtungsweisenden Partnerschaft mit der Universitätsmedizin Frankfurt stattet Siemens Healthineers das neu aufgestellte Herzzentrum mit fünf Angiografiesystemen der neuesten Generation aus. Kernstück ist eine innovative Systemplattform, die interventionelle Kardiologie auf einem neuen Level ermöglicht: Mit speziellen Funktionen zur Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen, koronarer Herzkrankheit und strukturellen Herzfehlern ermöglicht sie einen effizienteren, sichereren und präziseren Ablauf – für medizinisches Personal wie für Patientinnen und Patienten. Die Systeme bieten brillante Bildqualität bei gleichzeitig niedriger Strahlendosis und tragen so aktiv zum Strahlenschutz und zur diagnostischen Sicherheit bei.
Forschungsexzellenz für die Herzmedizin von morgen
Erstmals werden in der Herzkatheterabteilung die genetischen Erkenntnisse und CT-Daten über eine digitale „Herz-Datenplattform“ direkt in die individuelle Therapie eingebunden. Das ist auch Basis für weitere wissenschaftliche Arbeit. Die Partnerschaft umfasst auch ein umfangreiches strategisches Forschungskonzept zur Weiterentwicklung der Herzmedizin über den Standort hinaus. Damit knüpft die Kooperation an nachweislich herausragende wissenschaftliche Arbeit in Frankfurt an. So wurde am 22. Mai 2025 bekanntgegeben, dass das Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute (CPI) für Herz- und Lungenforschung erneut im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert wird. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat den Antrag auf Verlängerung bewilligt und damit die sehr erfolgreiche Herz- und Lungenforschung am Standort Frankfurt bestätigt.
Für weitere Informationen:
Christoph Lunkenheimer
Pressesprecher
Leiter der Stabsstelle Kommunikation
Universitätsmedizin Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 86442
E-Mail: christoph.lunkenheimer@unimedizin-ffm.de
Internet: www.unimedizin-ffm.de