Die Universitätsmedizin Frankfurt erweitert ihre praxisnahe Lehre: Ab Wintersemester 2024/2025 erhalten Medizinstudierende Zugang zu einem hochmodernen Simulationssystem für endovaskuläre Eingriffe. Die gemeinschaftliche Investition von Universitätsmedizin Frankfurt und Fachbereich Medizin der Goethe-Universität wird methodisch vom Fachbereich Erziehungswissenschaften begleitet.
Die Universitätsmedizin Frankfurt fördert praxisnahe Ausbildungskonzepte im Gesundheitscampus Frankfurt Rhein-Main. Mit dem hochmodernen Simulationssystem, dem ANGIO Mentor, erweitert sie das Lernangebot für Medizinstudierende um ein Gerät, das komplexe angiographische und endovaskuläre Verfahren realistisch abbildet. Der Virtual Reality High-Fidelity-Simulator steht den Studierenden der fünf beteiligten Fachdisziplinen ab Wintersemester 2024/2025 im durch Prof. Dr. Miriam Rüsseler geleiteten Frankfurter Interdisziplinären Simulationstraining (FIneST) zur Verfügung. Erste Kurse für das risikofreie und realitätsnahe Training sind bereits gestartet.
Das Simulationssystem wurde von der Universitätsmedizin Frankfurt und der Goethe-Universität gemeinsam finanziert. Sie konnten dabei auf QSL-Mittel des Landes Hessen zurückgreifen. Die Abkürzung QSL steht für Qualität der Studienbedingungen und der Lehre – hinter dem Begriff verbergen sich zweckgebundene Mittel, die das Land Hessen den Hochschulen zur Verbesserung ihrer Lehre zur Verfügung stellt.
Risikofreie Lernumgebung wird didaktisch begleitet
„Die Anschaffung des Simulators markiert einen bedeutenden Fortschritt in unserer modernen Medizinausbildung“, erläutert Oberärztin PD Dr. Katharina Wenger-Alakmeh, Projektmanagerin und Sektionsleiterin der Translationalen Bildgebung am Cooperative Brain Imaging Center Frankfurt. „Der ANGIO Mentor bietet unseren Studierenden eine sichere, interaktive Lernumgebung, in der sie gefäßmedizinische Kompetenzen erwerben und perfektionieren können, ohne Patientinnen und Patienten oder sich selbst einem Risiko auszusetzen.“ Die vielfältige Nutzbarkeit des Simulators fördert zudem den fachübergreifenden Austausch und eine optimale Ressourcennutzung. Zur Umsetzung des endovaskulären Simulationsprogramms hat sich in der Universitätsmedizin Frankfurt ein starkes, interdisziplinäres Projektteam aus dem Institut für Neuroradiologie (Prof. Dr. Elke Hattingen, Dr. med. Fee Keil), der Gefäß- und Endovaskularchirurgie (Prof. Dr. Kyriakos Oikonomou), der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin (Prof. Dr. Thomas Vogl), der Herz- und thorakalen Gefäßchirurgie (Prof. Dr. Thomas Walther) sowie der Kardiologie (Prof. Dr. David M. Leistner) gebildet. Die beteiligten Fachrichtungen haben die Anschaffung des Simulationssystems mit Institutsmitteln gefördert.
Zudem bietet die Kooperation mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaften die einmalige Chance, die digitalen Lernszenarien zu evaluieren und didaktisch zu begleiten. Dieser Aufgabe widmet sich unter anderem Prof. Dr. Caroline Grabensteiner, deren Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Bildungsprozesse und digital unterstützte Lernumgebungen liegen. Sie und ihr Team werden die Lern- und Kompetenzmodelle, die der Ausbildung zugrunde liegen, kontinuierlich erforschen und weiterentwickeln. Prof. Dr. Juliane Engel, eine der Gründungsmitglieder des Centers for Critical Computational Studies der Goethe Universität, untersucht, wie digitale Umgebungen Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata inspirieren können und reflektiert entsprechende Entwicklungen auch gesellschaftsbezogen als kulturelle Transformationen.
Realistisches Feedback und vielseitige Übungsmöglichkeiten
Der ANGIO Mentor liefert den Anwenderinnen und Anwendern umfassendes dreidimensionales haptisches und zweidimensionales visuelles Feedback, das eine realitätsnahe Simulation der Materialhandhabung und -kontrolle ermöglicht: Der Simulator verfügt über zwei Ports, die den Eingang zweier Gefäßzugänge simulieren, sowie einen großen Bildschirm, der aktuellen Angiographiegeräten nachempfunden ist. Studierende können mit verschiedenen Kathetertypen und endovaskulären Instrumenten unterschiedliche Techniken trainieren und sich so auf die praktische Anwendung im klinischen Alltag vorbereiten.
Das System umfasst Module für ein breites Spektrum anatomischer und pathologischer Situationen und simuliert komplexe Szenarien wie die Steuerung und Interaktion verschiedener Drähte und Katheter, Stentplatzierungen, Ballonangioplastien und Herzklappenimplantationen. Anpassbare Module und die Möglichkeit zur Ergänzung neuer Inhalte erlauben eine flexible, praxisnahe Ausbildung.
„Der ANGIO Mentor bietet präzises Feedback zu Untersuchungsergebnissen, Strahlenexposition und zeitlichem Ablauf“, erklärt PD Dr. Wenger-Alakmeh. „Zusätzlich ermöglicht er das Training der Röntgen-Durchleuchtung und die Steuerung des Untersuchungstisches. Der ANGIO Mentor stellt somit eine wichtige Ergänzung unserer Ausbildungsinfrastruktur dar. Für angehende Medizinerinnen und Mediziner ist dies eine wertvolle Möglichkeit, sich in einem geschützten Rahmen auf zukünftige Behandlungsabläufe vorzubereiten – ein Vorteil, der im realen Klinikalltag entscheidend sein kann.“ Da die patientenorientierte Versorgung in der minimal-invasiven Gefäßtherapie eine berufsübergreifende Zusammenarbeit erfordert, sollen mittelfristig gemeinsame Lernformate mit dem Gesundheitscampus Frankfurt Rhein-Main geschaffen werden. Darüber hinaus kommt der Simulator in der interventionellen Ausbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten zum Einsatz.
Steigender Bedarf in der Gefäßmedizin
Mit Blick auf den wachsenden Bedarf an endovaskulären Behandlungsverfahren, insbesondere angesichts der steigenden Zahl älterer, gefäßkranker Patientinnen und Patienten, bietet der ANGIO Mentor eine zukunftsweisende Ergänzung der Lehrmethoden. Diese Erweiterung ermöglicht eine fundierte Ausbildung für die kommende Generation von Medizinerinnen und Medizinern, von der auch die Patientenschaft nachhaltig profitieren wird.
Die Universitätsmedizin Frankfurt setzt mit dem ANGIO Mentor ihren Weg einer innovativen und interdisziplinären Praxisausbildung konsequent fort und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur modernen medizinischen Lehre. „Der Einsatz dieser modernsten Aus- und Weiterbildungstechnologie stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar, das die Universitätsmedizin Frankfurt als führende Institution in der Region für die Lehre von minimalinvasiven Techniken für Gesundheitsberufe etabliert“, resümiert Prof. Dr. Kyriakos Oikonomou.
Bildmaterial:
(1) Können jetzt noch praxisnaher mit ihren Studierenden arbeiten: Dr. Fee Keil, Prof. Dr. Kyriakos Oikonomou, Prof. Dr. David M. Leistner, Prof. Dr. Thomas Vogl, Prof. Dr. Elke Hattingen, PD Dr. Katharina Wenger-Alakmeh (v.l.)
(2) Die Tests am ANGIO Mentor scheinen auch Spaß zu machen.
(3) Die Simulation umfasst auch manuelle Inflationsgeräte für endovaskuläre Ballons.
(4) ) Dr. Fee Keil, zertifizierte Gefäßspezialistin und Leitende Oberärztin des Instituts für Neuroradiologie, demonstriert die Katheternavigation im Aortenbogen.
Download unter: https://www.unimedizin-ffm.de/pressefotos
Der Abdruck der Fotos ist kostenfrei (Quelle: Universitätsmedizin Frankfurt).
Für weitere Informationen:
PD Dr. Katharina Wenger-Alakmeh
Sektionsleitung der Translationalen Bildgebung am Cooperative Brain Imaging Center Frankfurt
Institut für Neuroradiologie
Universitätsmedizin Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 80 40 7
E-Mail: wenger-alakmeh@med.uni-frankfurt.de
Internet: www.unimedizin-ffm.de