Über die Anästhesiesimulation


Wenn man sich mit der Anästhesiesimulation, bzw. Training in der Anästhesie befasst, stellt sich zwangsläufig die Frage, was der Unterschied zu einer herkömmlichen Reanimationspuppe ist. Äußerlich ähneln sich diese beiden Trainingsgeräte. Eine „normale“ Reanimationspuppe ist ein Skilltrainer, der konstruiert ist, um spezifische Fähigkeiten, wie etwa die Herz-Druck-Massage im Rahmen des Reanimationstrainings nach den Richtlinien des European Resuscitation Council (ERC), zu üben.

Neben diesen technischen Fähigkeiten ist aber das Management von Ressourcen bei Notfällen und Komplikationen von besonderer Wichtigkeit. Hierunter fallen das richtige Einteilen von Teammitgliedern, Koordination der Aufgaben und Abläufe, sowie besonders die Kommunikation und Zusammenarbeit. Ein gut trainiertes Management kritischer Situationen minimiert das Risiko eines Patienten erheblich.

Im Unterschied zu Reanimationspuppen sind bei modernen Anästhesiesimulatoren Modelle hinterlegt und zwar ein pharmakologisches, ein Herz-Kreislauf und ein Atmungs-Lungenmodell. Diese Modelle agieren - in den Grenzen ihrer Programmierung - selbstständig. Wenn man nun dieses Modell einem äußeren Einfluss aussetzt, berechnet es die Reaktion.

Ein Beispiel: Einem jungen und gesunden Patienten wird ein starkes Hypnotikum (Schlafmittel) injiziert. Es tritt eine tiefe Bewusstlosigkeit ein, die zum Atemstillstand führt (der Atemantrieb erlischt). Der Sauerstoffspeicher des Patienten ist bald verbraucht und die sogenannte Sauerstoff-Sättigung, also der Anteil des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, der mit Sauerstoff beladen ist, sinkt ab. Wenn man diesen Patienten nun mit reinem Sauerstoff beatmet, steigt die Sauerstoff-Sättigung wieder an. Nach einer gewissen Zeitspanne lässt die Wirkung des Hypnotikums nach, und der Patient fängt wieder selbstständig an zu atmen.

Der Patientensimulator verhält sich damit ähnlich einem lebenden Menschen. Ein Patientensimulator kann selbst atmen, husten und auch sprechen. Pulse sind tastbar, man kann ihn abhören und dabei sogar Herzgeräusche hören. Was er leider (noch nicht) kann ist, ist sich zu bewegen, zittern oder zu schwitzen.
Die hinterlegten Modelle sind veränderbar, es können unter Nutzung dieser Szenarien programmiert werden. Seltene, aber schwerwiegende Zwischenfälle können hier ohne Gefahr für einen Menschen dargestellt und behandelt werden. Der Simulator „verzeiht“ damit Fehler, die beim realen Patienten tödlich enden würden.

Die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, FRCA) verfügt über zwei moderne Simulatoren.
Schon 2003 wurde von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) die Wichtigkeit des Simulationstrainings in der Aus- und Weiterbildung angehender Ärzte erkannt. Frankfurt war eines der ersten universitären Zentren, die einen Patientensimulator zum Einsatz in der studentischen Ausbildung erhielten und seit 2004 einsetzen.

Der Simulator ECS der Firma METI, alias „FRANS 1“, ist ein Patientensimulator, der die originalgetreue Darstellung und Therapie aller kritischen Situationen und Komplikationen aus den Bereichen der Notfallmedizin und der Anästhesie erlaubt. „FRANS 1“ ist im Haus 18 installiert. Wie bei einem realen Patienten kann man eine Narkose einleiten, den Patienten intubieren und am Narkosegerät beatmen. Ohne Gefährdung eines Patienten können die indizierten Algorithmen (inkl. iv-Medikamentengabe, mechanischer Reanimation, Defibrillation, Intubation usw.) in Echtzeit geübt werden. Nach dem Szenario wird im sogenannten Debriefing der abgelaufene Fall nachbesprochen. Alternative Entscheidungsmöglichkeiten werden aufgezeigt.

Bilder aus dem Simulationszentrum

Der Simulator SimMan® der Firma Laerdal, alias „FRANS 2“, ist ebenfalls im 2. OG von Haus 18 beheimatet. „FRANS 2“ hat seine besonderen Stärken in Szenarien, bei denen es um das Management des schwierigen Atemwegs geht. Alternativen zum Endotrachealtubus wie Larynxtubus oder Larynxmaske lassen sich platzieren. Im Haus 18 gibt es neben „FRANS 2“ auch mehrere Intubations-, Bronchoskopie- und Reanimationstrainer.

Genutzt werden die beiden „FRANS“ für den studentischen Unterricht, überwiegend im Praktikum „Anästhesie und Intensivmedizin“. Jeweils ein Anästhesist und eine studentische Hilfskraft unterrichten nachmittags an „FRANS 1 und 2“ Studierende, die den Vormittag im OP oder auf der Intensivstation C1 verbracht haben.

Pro Jahr werden ca. 500 Studenten an jedem Simulator unterrichtet. Die Einbindung von studentischen Hilfskräften als Ko-Instruktoren im Kurs senkt dabei sicherlich die Hemmschwelle „etwas falsch zu machen“. Die ständig laufenden Lehrevaluationen ergeben regelmäßig Bestnoten für den praktischen Simulatorunterricht. Die Gebrüder „FRANS“ tragen damit entscheidend zur Ausbildung im Medizinstudium und zum ersten praktischen Kontakt mit dem Fach Anästhesie bei.

Zusätzlich zur studentischen Lehre werden die Simulatoren mehrmals im Jahr auch für Zwischenfallsmanagement-Workshops zur Weiterbildung der Assistenzärzte der Klinik genutzt. Erfahrene Tutoren aus Frankfurt haben auch schon an Simulationsworkshops wie der „Summer School“ des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) als Instruktoren teilgenommen.

Weitere Informationen: Dr. Gösta Lotz, goesta.lotz@unimedizin-ffm.de