Was be­deu­tet SIRT und was ver­steht man un­ter SIR-​SPHE­RES MI­KRO­SPHÄ­REN?

Die SIRT ist ei­ne ge­ziel­te Be­hand­lung von
Le­ber­tu­mo­ren, bei der Mil­lio­nen win­zi­ger, als
SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren be­zeich­ne­ter
ra­dio­ak­ti­ver Kü­gel­chen di­rekt in die
Le­ber­tu­mo­re ein­ge­bracht wer­den.
Die Ent­wick­lung der SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren
be­gann in den 80er Jah­ren in Aus­tra­li­en. Im
Jahr 2002 wur­de die amt­li­che Zu­las­sung in
Eu­ro­pa und den Ver­ei­nig­ten Staa­ten er­teilt.

Für wen ist die SIRT ge­eig­net?

Die SIRT eig­net sich nur für Pa­ti­en­ten mit Le­ber­tu­mo­ren, bei de­nen die Le­ber aus­schließ­lich oder haupt­säch­lich er­krankt ist. Die SIRT hat kei­ner­lei Wir­kung auf Tu­mo­re au­ßer­halb der Le­ber. Be­vor die SIRT als Be­hand­lungs­mög­lich­keit für Pa­ti­en­ten an­ge­bo­ten wer­den kann, müs­sen ei­ne Rei­he an­de­rer Fak­to­ren be­rück­sich­tigt wer­den. Am wich­tigs­ten ist, dass Sie ei­ne hin­rei­chend
ge­sun­de Le­ber ha­ben, die zu­frie­den­stel­lend ar­bei­tet. Dies wird in der Re­gel an­hand ei­ner ein­fa­chen Blut­un­ter­su­chung fest­ge­stellt.

Wer führt das SIRT-​Ver­fah­ren durch?

Das SIRT-​Ver­fah­ren wird von ei­nem me­di­zi­ni­schen Team durch­ge­führt, das aus ei­nem als in­ter­ven­tio­nel­ler Ra­dio­lo­ge be­zeich­ne­ten Spe­zia­lis­ten und an­de­ren Fach­kräf­ten be­steht, die zur Ar­beit mit Strah­lung aus­ge­bil­det sind.

Wel­che Schrit­te un­ter­nimmt mein Be­hand­lungs­team, be­vor die SIRT ver­ab­reicht wird?

Ihr Be­hand­lungs­team wird Sie zu Ih­rer Krebs­vor­ge­schich­te und Ih­ren sons­ti­gen Be­schwer­den be­fra­gen. Dann wird das Team ei­ne Rei­he ers­ter Tests durch­füh­ren, um si­cher­zu­stel­len, dass Sie ge­fahr­los mit SIRT be­han­delt wer­den kön­nen. In der Re­gel wer­den die Pa­ti­en­ten zwei Ein­grif­fen un­ter lo­ka­ler Be­täu­bung un­ter­zo­gen. Bei­de Ein­grif­fe be­inhal­ten ein als An­gio­gra­fie be­zeich­ne­tes ra­dio­lo­gi­sches Ver­fah­ren. Das Ziel der ers­ten An­gio­gra­fie, die auch als „Map­ping“ be­zeich­net wird, be­steht dar­in, Ih­re Le­ber auf die
SIRT-​Be­hand­lung vor­zu­be­rei­ten. Wäh­rend des Map­pings ver­schließt (em­bo­li­siert) Ihr in­ter­ven­tio­nel­ler Ra­dio­lo­ge Ge­fä­ße, um die Mög­lich­keit, dass die Mi­kro­sphä­ren in Be­rei­che au­ßer­halb der Le­ber vor­drin­gen (z. B. Ma­gen oder Darm), zu mi­ni­mie­ren. Au­ßer­dem wird Ih­nen ei­ne ge­rin­ge Men­ge ei­nes ra­dio­ak­ti­ven Farb­stoffs ver­ab­reicht, um zu be­stim­men, wie­ viel Blut aus der Le­ber in die Lun­ge fließt. Füh­ren die­se ers­ten Tests zu ak­zep­ta­blen Er­geb­nis­sen, so wird die Do­sis der SIR-​Sphe­res fest­ge­legt. Dann er­folgt die Ver­ab­rei­chung der SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren in ei­nem zwei­ten Ein­griff, der üb­li­cher­wei­se ein bis zwei Wo­chen nach Ab­schluss der ers­ten Tests vor­ge­nom­men wird.

Wel­chen Vor­teil bie­tet die Ra­dio­fre­quenz­ab­la­ti­on?

Wie wer­den die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren ver­ab­reicht?

Der in­ter­ven­tio­nel­le Ra­dio­lo­ge macht ei­nen klei­nen Ein­schnitt, üb­li­cher­wei­se in die Ober­schen­kel­ar­te­rie na­he der Leis­te. Dann wird ein klei­ner bieg­sa­mer Schlauch, auch Ka­the­ter ge­nannt, durch die Ar­te­rie in die Le­ber ein­ge­führt. Durch die­sen Ka­the­ter wer­den die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren ver­ab­reicht. Der ge­sam­te Ein­griff kann et­wa 90 Mi­nu­ten dau­ern. Wäh­rend des Ver­fah­rens wer­den Sie mü­de sein, kön­nen je­doch mit Ih­rem be­han­deln­den Arzt und dem Team kom­mu­ni­zie­ren.

Was be­wir­ken die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren?

Das SIRT-​Ver­fah­ren er­mög­licht es, dass die Be­strah­lung – ei­ne häu­fig zur Krebs­be­hand­lung ein­ge­setz­te Be­hand­lungs­me­tho­de – di­rekt in die Le­ber­tu­mo­re ap­pli­ziert wird, wo­bei man sich die Blut­ver­sor­gung des Tu­mors zu­nut­ze macht. Die Blut­ver­sor­gung des nor­ma­len Le­ber­ge­we­bes er­folgt zu et­wa 90% aus der Por­talve­ne, die aus dem Darm kommt, wäh­rend Le­ber­tu­mo­re zu et­wa 90% aus der Le­ber­ar­te­rie mit Blut ver­sorgt wer­den. Die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren wer­den über die Le­ber­ar­te­rie ge­zielt in die Le­ber­tu­mo­re
ein­ge­bracht, so dass das ver­blei­ben­de ge­sun­de Le­ber­ge­we­be so we­nig wie mög­lich be­las­tet wird. Die meis­ten Mi­kro­sphä­ren ha­ben ei­nen Durch­mes­ser von rund 32 Mi­kron, was et­wa ei­nem Drit­tel der Brei­te ei­nes mensch­li­chen Haa­res ent­spricht. Die Mi­kro­sphä­ren sind klein ge­nug, um durch die Le­ber­ar­te­ri­en flie­ßen zu kön­nen, aber zu groß, um die klei­nen Blut­ge­fä­ße in­ner­halb des Tu­mors zu pas­sie­ren, wo sie dann dau­er­haft im Tu­mor­bett ein­ge­schlos­sen wer­den.

Die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren ent­hal­ten das ra­dio­ak­ti­ve Ele­ment Yt­tri­um-​90, das Be­ta-​Strah­lung über ei­ne re­la­tiv kur­ze Ent­fer­nung ab­gibt: durch­schnitt­lich 2,4 mm in mensch­li­chem Ge­we­be. Yt­tri­um-​90 hat ei­ne Halb­werts­zeit von et­wa zwei­ein­halb Ta­gen. Da­her er­reicht der Groß­teil der Strah­lung (über 97%) den Tu­mor in­ner­halb der ers­ten bei­den Wo­chen nach der Be­hand­lung.
Da die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren di­rekt in die Tu­mo­re ein­ge­bracht wer­den, kann lo­kal ei­ne hö­he­re Strah­len­do­sis ap­pli­ziert wer­den als bei der kon­ven­tio­nel­len ex­ter­nen Strah­len­the­ra­pie.

Wel­chen po­ten­zi­el­len Nut­zen ha­ben die Sir-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren?

Kli­ni­sche Da­ten zei­gen, dass SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren bei An­wen­dung in Kom­bi­na­ti­on mit Che­mo­the­ra­pie die Le­ber­tu­mo­re der Pa­ti­en­ten stär­ker ver­klei­nern kön­nen als bei al­lei­ni­ger Che­mo­the­ra­pie so­wie die Le­bens­qua­li­tät ver­bes­sern und die Le­bens­er­war­tung stei­gern. Bei ei­ni­gen we­ni­gen Pa­ti­en­ten kön­nen die Le­ber­tu­mo­re durch die Be­hand­lung so stark ver­klei­nert wer­den, dass man sie zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt ope­ra­tiv ent­fer­nen kann. Bei Pa­ti­en­ten, de­ren Le­ber­tu­mo­re nicht mehr auf die Che­mo­the­ra­pie an­spre­chen, wur­den SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren eben­falls er­folg­reich ein­ge­setzt, um die­se Tu­mo­re zu ver­klei­nern und das Über­le­ben der Pa­ti­en­ten zu ver­län­gern. In der wis­sen­schaft­li­chen Li­te­ra­tur gibt es vie­le Ver­öf­f­ent­li­chun­gen zur An­wen­dung von SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren in der Be­hand­lung von Pa­ti­en­ten mit Le­ber­me­ta­sta­sen oder pri­mä­rem Le­ber­krebs.

Muss mei­ne Che­mo­the­ra­pie ab­ge­bro­chen wer­den, wenn ich mit SIRT be­han­delt wer­de?

Im All­ge­mei­nen wird die Che­mo­the­ra­pie bei den meis­ten Pa­ti­en­ten zwei Wo­chen vor der SIRT-​Be­hand­lung und bis zwei Wo­chen nach der Be­hand­lung aus­ge­setzt. Ihr On­ko­lo­ge wird je­doch dar­über ent­schei­den, ob ein Ab­bruch Ih­rer Che­mo­the­ra­pie wäh­rend die­ser Zeit er­for­der­lich ist.

Was pas­siert, nach­dem ich die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren er­hal­ten ha­be?

Un­mit­tel­bar nach der SIRT-​Be­hand­lung kann es sein, dass man ei­nen Scan bei Ih­nen durch­führt, um si­cher­zu­stel­len, dass die SIR-​Sphe­res Mi­kro­sphä­ren in Ih­re Le­ber in­fun­diert wur­den. Au­ßer­dem wer­den Sie nach der Be­hand­lung ei­ni­ge Stun­den lang über­wacht, da­mit das Be­hand­lungs­team fest­stel­len kann, ob Ne­ben­wir­kun­gen oder Kom­pli­ka­tio­nen bei Ih­nen auf­tre­ten, die ei­ne zu­sätz­li­che me­di­ka­men­tö­se Be­hand­lung er­for­dern. Da Sie ei­ne ra­dio­ak­ti­ve Be­hand­lung er­hal­ten ha­ben, müs­sen Sie in den ers­ten 24 Stun­den nach der SIRT-​Be­hand­lung ei­ni­ge ein­fa­che Vor­sichts­maß­nah­men be­ach­ten. Die­se Vor­sichts­maß­nah­men be­inhal­ten, dass Sie Ih­re Hän­de gründ­lich wa­schen, wenn Sie auf der Toi­let­te wa­ren und dass Sie evtl. ver­schüt­te­te Kör­per­flüs­sig­kei­ten wie Blut, Urin oder Stuhl ent­fer­nen und in der Toi­let­te ent­sor­gen. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu die­sen Vor­sichts­maß­nah­men er­hal­ten Sie von Ih­rem
Be­hand­lungs­team. Au­ßer­dem über­wacht Ihr Be­hand­lungs­team Ih­re Fort­schrit­te an­hand von Blut­un­ter­su­chun­gen und ra­dio­lo­gi­schen Bild­ge­bungs­ver­fah­ren, die in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den durch­ge­führt wer­den.

Es kann je nach Art, Grö­ße und Lo­ka­li­sa­ti­on des Tu­mors zu un­ter­schied­li­chen Kom­pli­ka­tio­nen kom­men.
Zu den mög­li­che Kom­pli­ka­tio­nen ge­hö­ren u. a.:

  • Nach­blu­tun­gen kön­nen nach ei­ner Ab­la­ti­on auf­tre­ten. Da der Ra­dio­lo­ge die Mi­kro­wel­len­ab­la­ti­on stän­dig über­wacht, kann er recht­zei­tig ein­grei­fen.
  • Pneu­mo­tho­rax: Luft dringt zwi­schen der Lun­ge und dem Pleu­ra­spalt ein und ver­hin­dert die Aus­deh­nung der Lun­ge.
  • Es kann vor­kom­men, dass sich das be­han­del­te Ge­we­be ent­zün­det und sich ein Ab­szess bil­det.
  • Fieber
  • lokale Schmerzen

Gibt es Ein­schrän­kun­gen bei die­ser The­ra­pie­art?

Die An­wen­dungs­mög­lich­kei­ten die­ser The­ra­pie sind von der Tu­mor­grö­ße ab­hän­gig. Auf­grund tech­ni­scher Ein­schrän­kun­gen kön­nen sehr gro­ße Tu­mo­re nicht be­han­delt wer­den. Des wei­te­ren ist not­wen­dig, dass die Tu­mo­re ei­ne ge­wis­se Grö­ße ha­ben, es ist nicht mög­lich kleins­te Tu­mo­re im mi­kro­sko­pi­schen Be­reich suf­­fi­zi­ent zu be­han­deln. Die Mög­lich­keit ei­nes Re­zi­div, d.h. des Wie­der­auf­tre­tens des Krebs­lei­dens ist durch die The­ra­pie nicht aus­ge­schlos­sen.

Wel­che tech­ni­schen Ge­rä­te sind für die Ra­dio­fre­quenz-​Ab­la­ti­on not­wen­dig?

Für die­ses Ver­fah­ren wer­den spe­zi­el­le Na­del­elek­tro­den und ein elek­tri­scher Ge­ne­ra­tor zur Er­zeu­gung des Stroms be­nö­tigt.

Durch­füh­rung ei­ner Ra­dio­fre­quenz-​Ab­la­ti­on

In den meis­ten Fäl­len wird von den Ra­dio­lo­gen die scho­nen­de­re per­ku­ta­ne Punk­ti­on be­vor­zugt, d.h. es wird ei­ne Na­del durch die Haut hin­durch an die Stel­le vor­ge­scho­ben an der die The­ra­pie durch­ge­führt wer­den soll. Der Vor­teil liegt dar­in, dass bei die­ser Art der An­nä­he­rung nur sel­ten Kom­pli­ka­tio­nen vor­kom­men und nur ei­ne lo­ka­le Be­täu­bung be­nö­tigt wird. Nach In­jek­ti­on der lo­ka­le Be­täu­bung, wird ein klei­ner Haut­schnitt von et­wa 2mm ge­setzt, der Pa­ti­ent er­hält da­bei ein Schlaf­mit­tel über ei­nen ve­nö­sen Zu­gang. Un­ter CT-​Kon­trol­le wird die Na­del in die Ziel­re­gi­on vor­ge­bracht und da­nach er­folgt dann die Ra­dio­fre­quenz­ab­la­ti­on; das Er­hit­zen der Tu­mor­zel­len. Bei wie­der­keh­ren­den Tu­mo­ren, den so­ge­nann­ten Re­zi­div­tu­mo­ren kann die Ra­dio­fre­quenz­ab­la­ti­on wie­der­holt wer­den.

Wie lan­ge dau­ert ei­ne Be­hand­lung?

Die Be­hand­lungs­dau­er va­ri­iert je nach An­zahl und La­ge der Tu­mo­ren zwi­schen 30 Mi­nu­ten und 1 Stun­de.

Wie wird der Be­hand­lungs­er­folg über­prüft?

Es wird ei­ne re­gel­mäs­si­ge Nach­sor­ge in drei­mo­na­ti­gen Ab­stän­den in Form von CT- oder MRT-​Un­ter­su­chun­gen durch­ge­führt um si­cher zu ge­hen, dass das ge­sam­te Tu­mor­ge­we­be zer­stört wur­de. Da­bei kön­nen auch even­tu­el­le neu­auf­ge­tre­te­ne Tu­mo­ren so­wie et­wai­ge Kom­pli­ka­tio­nen ent­deckt wer­den.