Definition und klinischer Nutzen

Unter „stereotaktischer Bestrahlung“ versteht man eine extrem hypofraktionierte Bestrahlung mit der Möglichkeit einer dreidimensional exakten Ziellokalisation, so dass in sehr wenigen Sitzungen eine direkt tumorzerstörende („ablative“) Dosis applizierbar ist. Extrem hypofraktioniert heißt „in sehr wenigen Sitzungen“ mit jeweils hoher Einzeldosis. Das bedeutet in der Regel 1-5 Sitzungen – je nach Indikation und Tumorlokalisation. Eine Behandlung in nur einer Sitzung nennt man auch Radiochirurgie. Da diese Methode primär und für viele Jahre ausschließlich für Tumoren im Schädel benutzt wurde (meistens Hirnmetastasen), wurde in den letzten Jahren der Begriff SBRT- oder auch extrakranielle Stereotaxie – entwickelt für Anwendungen in anderen Körperregionen wie Lunge, Leber und Wirbelsäule. Heutzutage ist die stereotaktische Bestrahlung/Radiochirurgie eine international etablierte Behandlungsmethode für Lungen-, Leber- und Knochenmetastasen, aber auch für Lungen- und Leber-eigene Tumoren in den frühen Stadien. Sie liefert exzellente Tumorkontrollraten bei nur geringen Akut- und Spätnebenwirkungen. 

Interdisziplinäre Behandlung

Die Anwendung einer stereotaktischen Bestrahlung wird im interdisziplinären Zusammenschluss des Universitären Zentrums für Tumorerkrankungen des Uniklinikums Frankfurt beschlossen. Zur Bestimmung der passenden Behandlungsmöglichkeiten für jeden individuellen Patienten arbeiten wir eng mit den Kollegen der chirurgischen Fächer, der internistischen Onkologie und der Radiologie zusammen.  Oft wird die stereotaktische Bestrahlung als integraler Bestandteil multidisziplinärer Therapiekonzepte, z.B. beim Vorhandensein einer Oligometastasierung (d.h. 1-5 Metastasen) indiziert. Dabei ist die Kombination mit Operationen an anderen befallenen Regionen und/oder Chemo- und Immuntherapien möglich, um die Chancen zur Heilung maximal zu verbessern.

Behandlungstechniken

Das Ziel jeder Behandlung ist eine vollständige Vernichtung aller Tumoranteile unter gleichzeitiger optimaler Schonung des gesunden Gewebes.  So können wir zum Beispiel unter Anwendung hoch-moderner Systeme  wie der „Active Breathing Coordinator“ (ABC) Tumoren in atembeweglichen Organen wie Lunge oder Leber immer in derselben Atemphase bestrahlen, so dass der Sicherheitsabstand und damit die Belastung der umliegenden Organe minimal gehalten wird. Außerdem sind unsere Linearbeschleuniger mit der sog. FFF-Technologie ausgestattet. Diese neue Technologie erlaubt das „Abstrahlen“ einer extrem hohen Dosis in sehr kurzer Zeitspanne, so dass die Dauer der einzelnen Sitzung radikal reduziert werden konnte und die Genauigkeit nicht unter längeren Liegezeiten leiden muss. 

Ferner sind unsere Bestrahlungsgeräte mit der Möglichkeit der integrierten 3-dimensionalen-CT-Bildgebung ausgerüstet („Cone-Beam-CT“), so dass vor jeder Fraktion die aktuelle Körper- und Tumorposition genau erfasst wird. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für die richtige Durchführung der Stereotaktischen Bestrahlung und wird  „IGRT: image guided radiotherapy“ (bildgestützte Radiotherapie) genannt.