Organerhaltende Therapie des Harnblasenkarzinoms

Das Konzept der primär organerhaltenden Therapie des muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase basiert auf vier Behandlungsbausteinen (Abb.1). Auf die initiale, möglichst komplette transurethrale Tumorresektion (TUR) folgt zwei bis vier Wochen später eine kombinierte Radiochemotherapie, der sich ein Re-Staging zur Überprüfung des Tumoransprechens 4-6 Wochen nach Ende der Radiochemotherapie anschließt. Nur bei invasivem Resttumor sollte eine sofortige Salvage-Zystektomie erfolgen. Patienten ohne Tumornachweis im Rahmen des Restagings werden engmaschig nachgesorgt. Im Falle eines invasiven Tumorrezidivs im Bereich der Harnblase stellt die Salvage-Zystektomie eine kurative Therapieoption dar. Diese ist in etwa 20% der Patienten indiziert: Sie ist integraler Bestandteil des Gesamtbehandlungskonzeptes und darf bei operationsfähigen und –willigen Patienten nicht verzögert werden. Bei nicht-invasiven Rest- oder Rezidivtumoren (pTa, pTis) kann auch eine TUR mit ggf. intravesikaler Therapie erfolgen.

Die Überlebensraten dieses primär organerhaltenden Konzeptes sind im nicht-randomisierten Vergleich denen der primären Zystektomie vergleichbar, allerdings gelingt bei 80% der Patientinnen und Patienten der Erhalt der eigenen, gut funktionierenden Harnblase. Voraussetzung ist ein eingespieltes interdisziplinäres Team, das die jeweiligen Bausteine der multimodalen Behandlung mit hoher Qualität und zeitlich aufeinander abgestimmt einsetzt. Ideale Kandidaten für den Organerhalt sind Patienten mit frühen Tumorstadien (T1/2) und unifokalen Tumoren, bei denen die initiale TUR eine R0-Situation schafft. 

Die Radiochemotherapie wird über etwa sechs Wochen mit 28-33 Bestrahlungsfraktionen (1,8 Gy) täglich außer an den Wochenenden durchgeführt. In der ersten und fünften Bestrahlungswoche erfolgt eine simultane Chemotherapie mit zumeist 5-Fluorouracil und Cisplatin oder, bei schlechter Nierenfunktion, mit 5-Fluorouracil und Mitomycin. Akute Nebenwirkungen während und kurz nach der Radiochemotherapie betreffen insbesondere eine transiente Zystitis (Blasenreizung, Blasenentzündung), gelegentlich auch eine Proktitis und Diarrhö. Supportive Begleittherapie können diese Akutnebenwirkungen zumeist wirksam reduzieren.  Chronische Nebenwirkungen des Grades 1-2 werden zwischen 10-20% für genito-urologische (Dysurie, Pollakisurie, Nykturie) und zwischen 5-6% für gastointestinale Toxizitäten (Diarrhö, Proktitis) beschrieben. Höhergradige Nebenwirkungen, wie eine Schrumpfblase oder deutliche Einschränkung der Kapazität der Harnblase, sind sehr selten. Prospektive Untersuchungen zur Blasenfunktion belegen die überwiegend guten Ergebnisse nach organerhaltender Radiochemotherapie. 

Gerne beraten wir Sie und Ihre Angehörigen über die Möglichkeiten eines blasenerhaltenden Therapiekonzeptes.