Definition und Vorkommen

Unter Kopf-Hals-Karzinomen (häufigste Entität ist das Plattenepithelkarzinom, international meistens „squamous cell carcinoma of the head and neck – SSCHN genannt) versteht man eine Gruppe von bösartigen Tumoren des Rachens, der Mundhöhle inklusive der Zunge, des Kehlkopf und der oberen Schluckstraße (Hypopharynx). Die Häufigkeit (Inzidenz) dieser Tumoren in der Bevölkerung nimmt zu, besonders auch in jüngeren Patientengruppen, oft als Folge einer Infektion mit Humanem Papilloma Virus (HPV). Viele dieser Tumoren sind durch die kombinierte Radiochemotherapie langfristig heilbar.

Interdisziplinäre Behandlung

Die Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren ist ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Klinik für Strahlentherapie. Im interdisziplinären Zusammenschluss des Universitären Zentrums für Kopf-Hals-Tumore des Uniklinikums Frankfurt (als eines der wenigen in ganz Deutschland) bieten wir modernste Behandlungsverfahren zur alleinigen (definitiven) Strahlentherapie oder, falls indiziert, nach erfolgter Operation an. Zur Empfehlung der für den individuellen Patienten geeignetsten Behandlungsform arbeiten wir eng mit den Kollegen der HNO, der Mund-Kiefer-Chirurgie und der internistischen Onkologie zusammen. 

Moderne Behandlungstechniken

Das Ziel jeder Behandlung ist eine vollständige Vernichtung aller mikroskopischen und makroskopischen Tumoranteile unter gleichzeitiger optimaler Schonung des gesunden Gewebes. Von extremer Relevanz sind hierbei Organe wie das Rückenmark und die großen Speicheldrüsen (Parotiden). Wir verwenden dazu die Technik der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) in ihrer Weiterentwicklung zur „Rotations-IMRT“, der sogenannten Volumetric Arc Therapy (VMAT). Diese Techniken ermöglichen nicht nur eine deutliche Verbesserung der Genauigkeit der Radiotherapie, sondern auch eine deutliche Verkürzung der täglichen Behandlungszeit auf nur wenige Minuten. Außerdem ermöglicht die IMRT/VMAT eine maximale Schonung der Speicheldrüsen, sodass z.B. die vormals geklagte Mundtrockenheit während und nach Bestrahlung (Xerostomie) deutlich reduziert werden konnte.

In unserem Bestrahlungsplanungssystem können überdies detaillierte Informationen zur  Ausdehnung und Stoffwechselaktivität des Tumors aus einer MRT oder einer FDG-Positronenemissionstomographie  integriert werden (Bildfusion MRT oder PET mit CT).

Für Patienten mit bestimmtem Risikoprofil kann die gleichzeitige (simultane) Applikation einer Systemtherapie in Form von Infusionen notwendig sein. Diese Systemtherapien dienen vorwiegend der Strahlensensibilisierung des Tumors. Unsere Klinik bietet das ganze Spektrum der modernen Chemotherapie, der Therapie mit molekular-zielgerichteten Substanzen sowie der Immuntherapie an. Diese Medikamente werden – je nach Substanz - entweder ambulant in unserer Tagesklinik oder auf unserer eigenen Station appliziert, so dass Bestrahlung und Systemtherapie „in einer Hand“ bleiben. Innovative Therapiekonzepte nach dem neuesten Forschungsstand werden im Rahmen prospektiv-kontrollierter Therapiestudien angeboten.

Therapieplanung/Zielgebiet/Nebenwirkungen

Vor Beginn der Bestrahlungsserie wird eine individuelle Maske aus thermoplastischem Kunststoff angefertigt. Diese dient der exakten Patientenpositionierung während jeder Bestrahlungssitzung und muss nur für die wenigen Minuten der täglichen Bestrahlung getragen werden. Mit dieser Maske wird zur Therapieplanung die so genannte „Planungs-CT“ durchgeführt.

Das Zielgebiet umfasst meistens nicht nur die unmittelbare makroskopische Tumorregion, sondern -je nach Risikoprofil- auch die Lymphabflusswege des Halses. An Nebenwirkungen sind Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut, Schluckprobleme sowie Hautreizungen zu verzeichnen. Sie bilden sich überwiegend nach Abschluss der Behandlung zurück.