Lie­be Pa­ti­en­ten und Pa­ti­en­tin­nen,

auf den fol­gen­den Sei­ten möch­ten wir Sie über die Mög­lich­keit ei­ner Trans-Ar­te­ri­el­le per­ku­ta­ne Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on (Trans-Arte­ri­al Chemo-Embo­liza­ti­on) in­for­mie­ren.

auf den fol­gen­den Sei­ten ha­ben wir für Sie al­le re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen zur Trans-Arte­ri­el­le per­ku­ta­ne Chemo-Embo­li­sa­ti­on zu­sam­men­ge­fasst.

Ge­sun­des Le­ber­ge­we­be wird zu 75% über das Por­talve­nen­sys­tem und nur 25% vom ar­te­ri­el­len Blut­strom ver­sorgt. Dem­ge­gen­über wer­den Le­ber­tu­mo­ren bis 95% über die Le­ber­ar­te­ri­en ver­sorgt. Die Em­ba­li­sa­ti­on der Le­ber­ar­te­ri­en be­wirkt ischä­mi­sche Nekro­sen im Tu­mor­ge­we­be, wäh­rend das nor­ma­le Le­ber­ge­we­be durch die aus­rei­chen­de por­talve­nö­se Per­fu­si­on ge­schont wird. Zu­sätz­lich wer­den durch die ar­te­ri­el­le Ein­brin­gung der Che­mo­the­ra­peu­ti­ka in die Le­ber­ar­te­ri­en im Le­ber­ge­we­be bis zu 100 fach hö­he­re Kon­zen­tra­ti­on ge­gen­über ei­ner sys­te­mi­schen Che­mo­the­ra­pie er­reicht, bei we­ni­ger stark aus­ge­präg­ten Ne­ben­wir­kun­gen. Durch die Un­ter­bin­dung des ar­te­ri­el­len Blut­stroms wird die Wir­kungs­zeit der Che­mo­the­ra­peu­ti­ka um Stun­den bis Wo­chen ver­län­gert. Zur Be­hand­lung von Le­ber­me­ta­sta­sen ste­hen ver­schie­de­nen The­ra­pie­for­men zur Ver­fü­gung.
Hier­bei ste­hen ne­ben der chir­ur­gi­schen Ent­fer­nung, die in un­se­rer Ab­tei­lung durch­ge­führ­te la­ser­in­du­zier­te Ther­mo­the­ra­pie (LITT) oder an­de­re ört­lich ab­tra­gen­de Ver­fah­ren zur Ver­fü­gung. Ne­ben den ört­lich Ver­fah­ren kön­neb aber auch ver­schie­de­ne sys­te­misch me­di­ka­men­tö­se An­sät­ze (Che­mo­the­ra­pie) aber auch trans­ar­te­ri­el­le Ver­fah­ren wie die TA­CE an­ge­wen­det wer­den. The­ra­pie­wahl, Kom­bi­na­ti­on der ein­zel­nen Ver­fah­ren und auch Zeit­punkt des The­ra­pie­be­ginns sind nicht stan­dar­di­siert und wer­den den Be­dürf­nis­sen der Pa­ti­en­ten an­ge­paßt.

Er­fah­rungs­be­rich­te von Pa­ti­en­ten nach ih­rer TA­CE

In­di­ka­tio­nen

ür die Durch­füh­rung der trans­art. Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on:

  • feh­len­de Re­sek­ta­bi­li­tät (chir­ur­gisch oder durch la­ser­in­di­zier­te Ther­mo­the­ra­pie) der Le­ber­me­ta­sta­sen, in­tra­ope­ra­tiv oder bild­mor­pho­lo­gisch durch CT oder MRT dia­gnos­ti­ziert
  • Nicht­an­spre­chen auf ei­ne sys­te­mi­sche Che­mo­the­ra­pie

Vor­aus­set­zun­gen

zur Durch­füh­rung der trans­art. Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on:

  • nor­ma­le Ge­fäß­ar­chi­tek­tur, die ei­ne Per­fu­si­on bei­der Le­ber­lap­pen er­laubt
  • of­fe­ne Pfort­a­der
  • kein As­zi­tes
  • aus­rei­chen­de Le­ber­funk­ti­on
  • gu­ter All­ge­mein­zu­stand des Pa­ti­en­ten

Vor­tei­le

der trans­art. Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on:

  • ge­rin­ge Be­las­tung für den Pa­ti­en­ten
  • kom­pli­ka­ti­ons­ar­me An­wen­dung bei gu­ter Le­bens­qua­li­tät
  • deut­lich ver­kürz­ter Kli­nik­auf­ent­halt
  • Re­duk­ti­on der Tu­mor­wachs­tums­ge­schwin­dig­keit / Re­greß des Tu­mors

Pa­ti­ent mit ei­nem HCC (He­pa­to­zel­lu­lä­res Kar­zi­nom)

Auf den CT-Auf­nah­men 24 Stun­den nach dem Ein­griff zeigt sich ei­ne gu­te Ein­la­ge­rung des Che­mo­em­bo­li­sats.

Prin­zip

Das The­ra­pie­ver­fah­ren der TA­CE ba­siert auf der se­lek­tiv re­gio­na­len Ap­pli­ka­ti­on ei­ner che­mo­the­ra­peu­ti­schen Sub­stanz mit an­schlie­ßen­der Ok­k­lu­si­on. Da­her stel­len die Zy­to­sta­tik­akon­zen­tra­ti­on in­ner­halb ei­nes Tu­mors so­wie die ar­te­ri­el­le Hy­per­vas­ku­la­ri­sa­ti­on
des Tu­mors die ent­schei­den­den Pa­ra­me­ter dar, die das Aus­maß der Tu­mor­zer­stö­rung de­fi­nie­ren. Zu­sätz­lich er­laubt die Kom­bi­na­ti­on der Che­mo­the­ra­pie und der Ischä­mie in­ner­halb des Tu­mors syn­er­gis­ti­sche Ef­fek­te, um ei­ne ma­xi­ma­le Tu­mor­nekro­se zu er­zie­len. Mit­tels TA­CE wird ei­ne ho­he Do­sis des Che­mo­the­ra­peu­ti­kums ge­zielt an die Tu­mor­zel­len her­an­ge­bracht, wo­bei die Kon­takt­zeit zwi­schen den Zy­to­sta­ti­ka und den Tu­mor­zel­len ver­län­gert wird. Da­mit ist auch das Aus­maß
der Em­bo­li­sa­tein­la­ge­rung ein wich­ti­ger Pa­ra­me­ter. Das ge­sun­de Le­ber­pa­ren­chym wird da­bei ge­schont wer­den.

Tech­nik

Vor der Che­mo­em­bo­li­sa­ti­ons­be­hand­lung soll­ten die Pa­ti­en­ten ei­ne Nah­rungs­ka­renz von 6 h ein­hal­ten, wo­bei kla­re Flüs­sig­kei­ten oder not­wen­di­ge Me­di­ka­men­te bis 2 h vor dem Ein­griff ein­ge­nom­men wer­den kön­nen. Um Akut­be­schwer­den in Form von Ober­bauch­schmer­zen oder Übel­keit wäh­rend der TA­CE zu re­du­zie­ren, wird dem Pa­ti­en­ten stan­dar­di­siert über ei­nen in­tra­ve­nö­sen Zu­gang ein Opio­id und ge­ge­be­nen­falls auch Glu­ko­kor­ti­koide ver­ab­reicht. Vor der Be­hand­lung wer­den al­le Pa­ti­en­ten über Ne­ben­wir­kun­gen und die Ri­si­ken des Ver­fah­rens auf­ge­klärt. Im Vor­der­grund steht die Mög­lich­keit ei­nes Em­bo­li­sa­ti­ons­syn­droms, das bei 5–50% al­ler TA­CE-Ein­grif­fe in un­ter­schied­li­cher Aus­prä­gung auf­tre­ten kann. Das Em­bo­li­sa­ti­ons­syn­drom hat un­ter­schied­li­che Aus­wir­kun­gen wie Schmerz­sym­pto­ma­tik, Fie­ber, Übel­keit und Er­bre­chen und kann ei­ni­ge Stun­den bis zu ei­ni­gen Ta­gen an­hal­ten. Im Rah­men der an­gio­gra­fi­schen In­ter­ven­ti­on wird für die pri­mä­re Dar­stel­lung der Aor­ta ab­do­mi­na­lis ein Pig­tail-Ka­the­ter ein­ge­setzt. Der Trun­cus coelia­cus und die A. me­sen­te­ri­ca su­pe­ri­or wer­den mit­tels Ko­bra- oder Si­de­win­der­ka­the­ter
son­diert. Sämt­li­che tu­mor­ver­sor­gen­den Ar­te­ri­en so­wie de­ren mög­li­che Kol­la­te­ra­len wer­den dar­ge­stellt und ei­ne in­di­rek­te Sple­no­por­to­gra­fie über die A. me­sen­te­ri­ca su­pe­ri­or und/oder
A. li­ena­lis durch­ge­führt. Die­se an­gio­gra­fi­schen Se­ri­en sol­len die Norm­va­ri­an­ten der le­ber­ver­sor­gen­den Ge­fä­ße ab­bil­den, und das Vor­lie­gen ei­nes ar­te­rio­ve­nö­sen oder
ar­te­rio­por­ta­len Sh­unts so­wie auch ei­ne par­ti­el­le oder kom­plet­te Throm­bo­se der Ve­na por­tae aus­schlie­ßen. Für die Lo­ka­li­sa­ti­on des Tu­mors wer­den die früh­ar­te­ri­el­len und spät­ve­nö­sen
Pha­sen aus den an­gio­gra­fi­schen Se­ri­en eva­lu­iert. Ab­hän­gig von Tu­mor­grö­ße, Lo­ka­li­sa­ti­on und Ge­fäß­to­po­gra­fie wird an­schlie­ßend die se­lek­ti­ve/su­per­se­lek­ti­ve Plat­zie­rung des Ka­the­ters
vor­ge­nom­men. Auf­grund der Ge­fahr von Ge­fäß­spas­men ist es emp­feh­lens­wert, ei­nen Mi­kro­ka­the­ter (2,3–3 F) zu be­nut­zen, der in Ko­axi­al­tech­nik su­per­se­lek­tiv in die re­gio­na­len
Seg­men­tar­te­ri­en po­si­tio­niert wird. Die Ap­pli­ka­ti­on der Em­bo­li­sa­tem­ul­si­on er­folgt un­ter ge­puls­ter Durch­leuch­tung. Hier­bei muss ein Re­f­lux in die A. li­ena­lis, die A. gastri­ca si­nis­tra so­wie
auch in die A. gastro­duo­dena­lis und A. cysti­ca ver­hin­dert wer­den. Ver­glei­chen­de Stu­di­en zei­gen, dass die Über­le­bens­ra­ten nach TA­CE für Pa­ti­en­ten mit in­ter­ven­tio­nell zu be­herr­schen­den
Ge­fäß­ano­ma­li­en und bei Kol­la­te­ral­kreislauf­en mit de­nen bei nor­ma­len to­po­gra­fi­schen Ver­hält­nis­sen ver­gleich­bar sind.

Ein­griff

Vor dem Ein­griff wird mit Hil­fe mo­der­nen di­gi­ta­len Bild­ge­ben­den Ver­fah­ren ein di­gi­ta­ler Plan er­stellt, um das Em­bo­li­sat so ge­nau wie mög­lich in das Tu­mor Ge­we­be zu in­di­zie­ren.

Nach Lo­kalan­äs­the­sie er­folgt die Punk­ti­on der A. fe­mo­ra­lis in Sel­din­ger-Tech­nik. Zur An­wen­dung kommt in der Re­gel ei­ne sehr klei­ne 4-F-Schleu­se.
In un­se­rer Ab­tei­lung ver­wen­den wir zur su­per­se­lek­ti­ven Ka­the­te­ri­sie­rung und zum Ein­brin­gen des Che­mo­em­bo­li­sats Si­de­win­der- oder Ko­bra-Ka­the­ter.
Das Che­mo­em­bo­li­sat be­steht aus Mito­my­cin C, Li­pio­dol und Spherex. Zur bes­se­ren Kon­tras­tie­rung wird zu­sätz­lich Ma­gne­vist ver­ab­reicht.
Nach Ab­schluß der trans­ar­te­ri­el­len Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on er­folg­te die An­la­ge ei­nes Druck­ver­ban­des.
In der an­schlie­ßen­den 6-stün­di­gen Über­wa­chungs­pha­se er­fol­gen re­gel­mä­ßig RR und Puls-Kon­trol­len.
Die kom­plet­te TA­CE-Be­hand­lung be­inhal­tet die an­gio­gra­phisch ge­steu­er­te Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on so­wie ei­ne CT-Nach­kon­trol­le oh­ne Kon­trast­mit­tel­ga­be 24 bis 48 Stun­den nach dem Ein­griff.
Ty­pi­scher­wei­se wird die TA­CE 2-3 mal im Ab­stand von je­weils vier Wo­chen durch­ge­führt.

3D Dar­stel­lung der Le­ber­ar­te­ri­en mit dem Spezialroboter Artis Zeego

Gra­phi­sche Dar­stel­lung der TA­CE The­ra­pie in der Le­ber

Quel­le: Dr. med. Na­gy Na­guib, Grö­ße: 9,1 MB , Dau­er: 01:43 min

Ne­ben­wir­kun­gen

Ein Pos­tem­bo­li­sa­ti­ons-Syn­drom (PES) mit Übel­keit, Er­bre­chen, Bauch­schmer­zen und Fie­ber kann gemäß un­se­rer Er­fah­rung bei 10% bis zu 90% der TA­CE-Zy­klen auf­tre­ten, hängt je­doch ab von der se­lek­ti­ven Tech­nik und dem Vo­lu­men des Zy­to­sta­ti­kums und des Em­bo­li­sats. Nach ei­ge­nen Da­ten liegt die Fre­quenz ei­nes PES bei 3–5%. Die Ätio­lo­gie des PES ist nicht voll­ständig ge­klärt; es liegt am ehes­ten die Kom­bi­na­ti­on ei­ner Ge­we­beischämie und ei­nes in­flam­ma­to­ri­schen
Ef­fek­tes der Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on zu­grun­de. Die Ent­wick­lung ei­ner PES be­ein­flusst das post­in­ter­ven­tio­nel­le Pro­ze­de­re und macht häufig ei­ne Hos­pi­ta­li­sie­rung not­wen­dig. Die Ra­ten der re­le­van­ten Kom­pli­ka­tio­nen nach TA­CE rei­chen von 2% bis 7% je nach Tech­nik und Er­fah­rung des in­ter­ven­tio­nel­len Teams. Die TA­CE wird an vie­len Zen­tren am­bu­lant oder sta­tio­när durch­ge­führt. Die Häu­fig­keit ei­nes PES bei den Pa­ti­en­ten mit Em­bo­li­sa­ti­on plus Che­mo­the­ra­pie (TA­CE) gleicht an Fre­quenz und In­ten­si­tät dem Pa­ti­en­ten­kol­lek­tiv, das nur ei­ne Em­bo­li­sa­ti­on er­hält. Dar­aus ist zu fol­gern, dass die ischämi­schen Ef­fek­te bei der he­pa­ti­schen Che­mo­em­bo­li­sa­ti­on im Vor­der­grund ste­hen. Die Fak­to­ren, die die Ma­ni­fes­ta­ti­on ei­nes PES be­ein­flus­sen kön­nen, sind die un­be­ab­sich­tig­te Em­bo­li­sa­ti­on der Gefäße zur Gal­len­bla­se, die Tu­mor­grö­ße, das em­bo­li­sier­te ge­sun­de Le­ber­are­al, die An­zahl vor­aus­ge­gan­ge­ner TA­CE-Zy­klen und die Do­sis der Che­mo­the­ra­pie. Bei re­pe­ti­ti­ver TA­CE wird häu­fig ei­ne ver­rin­ger­te Ra­te an PES be­ob­ach­tet. Ei­ne der schwer­wie­gends­ten Kom­pli­ka­tio­nen der TA­CE ist die Le­ber­funk­ti­ons­stö­rung bis hin zum Le­be­r­aus­fall; in der Mehr­zahl der Fälle dau­ert die Ver­schlech­te­rung der Le­ber­funk­ti­on
we­ni­ger als ei­ne Wo­che und ist re­ver­si­bel. Chan et al. ana­ly­sier­ten pro­spek­tiv die Ri­si­ko­fak­to­ren, die die Ent­wick­lung ei­nes aku­ten ir­re­ver­si­blen Le­ber­ver­sa­gens nach TA­CE be­güns­ti­gen: Die­se sind ein­mal ei­ne ho­he Men­ge an Zy­to­sta­ti­ka (u. a. Cis­pla­tin), ein in­iti­al ho­hes Se­rum­bi­li­ru­bin > 2,5 mg/dl, ein re­du­zier­ter Quick-Wert und ei­ne fort­ge­schrit­te­ne Le­ber­zir­rho­se. Bei Be­ach­tung die­ser Wer­te fand sich nur bei 3% der Pa­ti­en­ten mit TA­CE ein ir­re­ver­si­bler Le­be­r­aus­fall. Bei die­ser
Grup­pe sind je­doch die Über­le­bens­ra­ten der Pa­ti­en­ten im Ver­gleich zu den Pa­ti­en­ten oh­ne ir­re­ver­si­blen he­pa­ti­schen Aus­fall deut­lich re­du­ziert.