Medizinphysik in der Strahlentherapie

So wie die Behandlung von Krebserkrankungen zunehmend aufwändiger geworden ist, hat sich die Zusammensetzung des Behandlungsteams verändert. Es sind nicht mehr allein der Arzt (speziell der Radioonkologe) und die Schwester für Sie zuständig. Neue Berufe wie Medizinisch-Technische Röntgen Assistenten (MTRA) und Medizinphysiker (auch ‚Medizinphysikexperte’ genannt) sind hinzugekommen. Der Medizinphysiker hat die Verantwortung für alle technischen Aspekte der Strahlenanwendung in einer Strahlentherapieabteilung. Er überwacht die Computerplanung der Bestrahlung. Zusammen mit dem Strahlentherapeuten werden dann die Ergebnisse dieser Planung im Detail besprochen. Mit den weiteren Mitgliedern des Behandlungsteams trägt er dafür Sorge, dass Ihre Behandlung genau die sein wird, die der Arzt mit Ihnen besprochen und verschrieben hat.

Behandlung

Wenn Sie zur Behandlung in die Strahlentherapie kommen, werden Sie die modernen Geräte erleben. Ein wenig Sorge oder auch Unsicherheit bei Ihnen ist als erste Reaktion vollkommen natürlich. Sie können aber sicher sein, dass die Behandlungsgeräte genau das Richtige tun werden, und das Tag für Tag während Ihrer gesamten Behandlung. Bevor die Geräte (zumeist Linearbeschleuniger) für die Therapie überhaupt genutzt werden, hat ein anerkannter, hierfür speziell ausgebildeter Medizinphysiker sorgfältige Tests und Messungen der erzeugten Strahlung vorgenommen. Dies dauert durchaus ein oder zwei Monate. Die Ergebnisse dieser Messungen werden in komplexe Computerprogramme eingegeben. Danach kann mit Hilfe einer Computertomographie (CT) ein genaues Bild der Verteilung der Strahlendosis in der zu bestrahlenden Region Ihres Körpers berechnet werden. Dieser individuelle, für Ihren Fall erstellte Bestrahlungsplan ist für den behandelnden Arzt die Entscheidungsgrundlage für Ihre Therapie. Der Medizinphysiker führt tägliche, wöchentliche und monatliche Tests durch, um die Qualitätsstandards der Behandlungsgeräte und Planungscomputer zu garantieren. Sie werden vielleicht Gelegenheit haben, den zuständigen Medizinphysiker kennen zu lernen, wenn er im Laufe Ihrer Behandlung zusammen mit dem Arzt und den Medizinisch- Technischen Assistenten die Einstellung von Bestrahlungsfeldern direkt am Bestrahlungsgerät für Sie optimiert. Falls Sie eine Behandlung mit radioaktiven Substanzen erhalten, werden Sie den Medizinphysikexperten ebenfalls antreffen, denn auch hier ist er zuständig für die Berechnung der Strahlendosis und den Umgang mit den radioaktiven Stoffen.

Forschung

Viele Medizinphysiker sind intensiv beteiligt an der Forschung zur Verbesserung der Diagnose und Therapie von Krebs. Röntgen- (CT) und Kernspintomographen (MR), Linearbeschleuniger, nuklearmedizinische Kameras - all diese Geräte wurden von oder mit Medizinphysikern entwickelt. Sogar der Nobelpreis wurde schon zweimal an Medizinphysiker verliehen!

Fortbildung

Medizinphysiker haben ein Studium physikalischer oder technischer Fachrichtung an einer Universität bzw. Hochschule absolviert. Die Ausbildung zum Medizinphysikexperten ist in der Strahlenschutzgesetzgebung geregelt und erfordert den Nachweis theoretischer Kenntnisse, den erfolgreichen Besuch von Kursen im Strahlenschutz und eine mindestens zweijährige praktische Erfahrung in klinischer Tätigkeit. Darüber hinaus muss der Medizinphysiker in regelmäßigen Zeitabständen durch Fortbildungskurse sein Wissen aktualisieren. Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) hat eine nach internationalen Standards anerkannte Weiter- und Fortbildungsordnung zur ‘Fachanerkennung DGMP’ ausgearbeitet, womit sich Medizinphysiker weiter qualifizieren können. Falls Sie weitere Fragen zur Physik und Technik Ihrer Strahlentherapie haben, dann bitten Sie Ihren Arzt, ein Gespräch mit einem Medizinphysiker der Abteilung zu vermitteln. Ob Sie nun dem Medizinphysikexperten im Laufe Ihrer Behandlung begegnen werden oder nicht - Sie können sicher sein, dass er (oder sie) seine Fähigkeiten, sein Wissen und ganzes Engagement für Ihre Therapie einsetzt.