Stammzelltransplantation

Eine Stammzelltransplantation kann prinzipiell mit Knochenmark, peripheren Blutstammzellen oder Nabelschnurblut durchgeführt werden. Seit der ersten erfolgreichen Übertragung hämatopoetischer Stammzellen Ende der 1960er Jahre hat sich diese Behandlungsmethode immer weiter entwickelt und wurde jetzt zu einem festen und unverzichtbaren Bestandteil in der Behandlung von Kindern und jungen Erwachsenen.

In den vergangenen Jahren wurden auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation große Erfolge erzielt. Trotzdem bleibt dieses Therapieverfahren mit Risiken verbunden, deshalb kann in der Regel nur im Einzelfall entschieden werden, ob es bei einem Patienten notwendig und gerechtfertig ist, eine Stammzelltransplantation durchzuführen.

In unserem Zentrum behandeln wir Kinder und Jugendliche mit bösartigen Erkrankungen und nicht bösartigen Erkrankungen durch Stammzelltransplantation.

Bösartige Erkrankungen

Erkrankungen des Blutsystems

  • Akute lymphatische Leukämie (ALL)

  • Akute myeloische Leukämie (AML)

  • Chronisch myeloische Leukämie (CML)

  • Juvenile myelomonozytäre Leukämie (JMML)

  • Myelodysplastisches Syndrom (MDS)

Lymphome

  • Morbus Hodgkin

  • Non-Hodgkin-Lymphome

Solide Tumore

  • Weichteilsarkome

  • Ewingsarkome

  • Neuroblastome

  • Hepatoblastome

  • PNET

  • Synovialsarkom

  • Nephroblastom

  • Keimzelltumore

Hirntumore

Nicht bösartige Erkrankungen

Störungen der Blutbildung
 

Angeborene und erworbene Anämien

  • Schwere aplastische Anämie (SAA)
  • Thalassämie
  • Sichelzellanämie
  • Diamond-Blackfan-Anämie
  • u.a.

Angeborene und erworbene Thrombopenien

  • Amegakaryozytäre Thrombopenie
  • Evans-Syndrom

Störungen der Myelopoese / Makrophagen

  • Familiäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (FHL)
  • Histiozytosen
  • u.a.
     

Störungen des Immunsystems
 

  • Schwerer kombinierter Immundefekt (SCID)
  • Wiskott-Aldrich-Syndrom
  • Septische Granulomatose
  • Morbus Kostmann
  • Griscelli-Syndrom
  • u.a.
     

Stoffwechselstörungen / Autoimmunerkrankungen

Unter anderem

  • Morbus Farber
  • Mukopolysaccharidosen
  • Osteopetrosen
  • Lupus erythematodes
  • Rheumatoide Arthritis
  • Metachromatische Leukodystrophie
  • Adenoleukodystrophie
  • andere


Hierzu setzen wir sämtliche modernen Transplantationsverfahren ein:

Autologe SZT

Dieses Verfahren ist im engen Wortsinne eigentlich keine Transplantation. Die Stammzellen werden nicht von einem Spender auf den Empfänger übertragen, sondern dem Patienten selber zu einem frühen Zeitpunkt entnommen und aufbewahrt. Zweck dieses Verfahrens ist es, eine hochintensive Chemotherapie zu ermöglichen und gleichzeitig Blutbildung und Abwehrsystem zu schonen. Hierbei können die Stammzellen entweder als Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen werden oder aber mittels einer sog. Leukapherese-Prozedur aus dem fließenden (peripheren) Blut entnommen werden.

In unserem Zentrum wird vorwiegend die periphere Stammzellsammlung durchgeführt. Dies ist bereits Kindern ab etwa 5 kg Körpergewicht möglich.

Allogene Stammzelltransplantation

Bei der allogenen Stammzelltransplantation werden einem Patienten Stammzellen eines gesunden, freiwilligen Spenders übertragen. Eine wichtige Vorraussetzung für das Gelingen einer allogenen Transplantation ist, dass bestimmte Gewebemerkmale bei Spender und Empfänger gleich sind. Diese Merkmale gehören zu dem menschlichen HLA-System (Humanes-Leukozyten-Antigen-System). Diese Gene sind für das menschliche Immunsystem von großer Bedeutung. Mit dessen Hilfe kann das Immunsystem unterscheiden, welche Gewebe körpereigen sind und welche nicht. Dieses Überwachungssystem bildet die Basis für ein funktionierendes Immunsystem. Es verhindert auch, dass fremde Erbinformationen z. B. durch Viren in die Zellen des Körpers eingeschleust werden. Das wesentliche Funktionsprinzip dieses Systems ist es, fremde Gewebebestandteile zu erkennen und diese durch gezielte Abwehrmaßnahmen zu beseitigen.

Aus diesem Grunde müssen Empfänger und Spender in diesen HLA-Merkmalen übereinstimmen. Gleichen sich Empfänger und Spender in diesen HLA-Merkmalen, so spricht man von einer HLA-identischen Transplantation.

Als Spender kommen prinzipiell gesunde Geschwister in Frage oder aber auch HLA-identische nicht verwandte Spender. Wenn in den weltweiten Spenderbanken kein HLA-identer Spender gefunden werden konnte, so besteht in unserem Zentrum die Möglichkeit eine haploidente Transplantation durchzuführen. Hierbei wird ein Elternteil als Spender für den Patienten eingesetzt.

Haploidente Stammzelltransplantation

Trotz aller Anstrengungen gelingt es auch heute nicht, für alle Patienten rechtzeitig einen HLA-identischen Spender zu identifizieren. Für diese spezielle Situation haben wir ein Transplantationsverfahren entwickelt, bei dem die Eltern für ihre Kinder als Stammzellspender helfen können.

Jedes Kind bekommt seine HLA-Gene zur Hälfte vom Vater und zur Hälfte von der Mutter. Eltern stimmen mit ihren Kindern jeweils nur in der Hälfte dieser HLA-Merkmale überein. Sie sind also halb- (haplo-) identisch.

Durch die großen Fortschritte in den vergangenen 10 Jahren ist es nun gelungen mit Hilfe von Antikörpern das Stammzelltransplantat so zu bearbeiten, dass die störenden Zellen entfernt werden können. Es wurde möglich, Eltern als Stammzellspender für ihre Kinder einzusetzen, obwohl sie eigentlich „nicht passen“.

Durch die Entwicklung dieses Verfahrens besteht die Möglichkeit, jedem Patienten eine Stammzelltransplantation anzubieten.


In unserem Zentrum kommen die folgenden Immun- und Zelltherapieverfahren zum Einsatz:

CAR-T Zelltherapie

An unserem Zentrum behandeln wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 25 Jahre) mit einem CD-19 positiven Rezidiv ihrer Leukämie nach allogener Stammzelltransplantation mit CAR-T-Zellen.

Bei diesem aufwendigen Zelltherapieverfahren werden dem Patienten im Rahmen einer Leukapharese körpereigene weiße Blutkörperchen entnommen und hieraus im Labor T-Zellen isoliert. Diese werden mit Hilfe eines inaktiven, viralen Vektors genetisch so verändert, dass sie auf ihrer Zelloberfläche einen sog. chimären Antigen-Rezeptor (CAR) exprimieren, der sich gegen das Antigen CD19 richtet. Nach Bindung dieser CAR-T-Zellen an die CD19-tragenden leukämischen Zielzellen, werden diese zerstört.

Bevor der Patient die im Labor hergestellten und vermehrten CAR-T-Zellen verabreicht bekommt, erhält er eine lymphodepletierende Chemotherapie, um den CAR-T-Zellen gute Startbedingungen für die Expansion im Körper zu ermöglichen.

CIK-Zelltherapie

Zusätzlich zur Fremdspendertransplantation bieten wir für Hochrisikopatienten mit drohendem Rezidiv einer Leukämie oder eines myelodsyplastischen Syndroms immunologische Behandlungskonzepte an. Hier ist u.a. die Behandlung mit Zytokin-induzierten Killer (CIK)-Zellen zu nennen, die wir deutschlandweit als einziges Zentrum durchführen und in den letzten Jahren von Grund auf neu entwickelt und optimiert haben.

CIK-Zellen sind eine heterogene Immunzellpopulation aus T-Lymphozyten und natürlichen Killer (NK)-Zellen. CIK-Zellen lassen sich aus mononukleären Zellen des ursprünglichen Stammzellspenders in nur 10-12 Tagen generieren. Seit dem 24.03.2016 bieten wir eine multizentrische Phase I/II Studie (EudraCT Nummer: 2013-005446-11) mit dem Titel „Präemptive Immuntherapie mit IL-15 aktivierten Zytokin-induzierten Killerzellen (CIK-Zellen) zur Rezidivprävention bei Hochrisikopatienten mit akuten Leukämien und myelodysplastischen Syndromen nach allogener Stammzelltransplantation: eine prospektive, multizentrische Phase I/II Studie“ an, die erste sehr erfolgversprechenden Resultate zeigt.   

Mesenchymale Stromazellen

Die akute Graft-versus-Host-Erkrankung stellt weiterhin eine Hauptkomplikation nach allogener Stammzelltransplantation dar, insbesondere dann, wenn konventionelle Therapieoptionen versagen. Bei Steroid-refraktärer akuter Graft-versus-Host-Erkrankung haben sich mesenchymale Stromazellen und deren immun-modulatorische Eigenschaften als wirksame Behandlungsoption erwiesen.

In unserem Zentrum haben wir eine Methode entwickelt, von jeweils 8 verschiedenen Knochenmarkspendern standardisierte MSC-Präparate herzustellen, die sich durch eine gleichbleibende und reproduzierbare Effektivität auszeichnen (MSC-FFM). In Zusammenarbeit mit dem DRK Blutspendedienst / Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität ist es uns gelungen, eine mesenchymale Stammzellbank dieser Präparate unter GMP-Bedingungen aufzubauen. Eine Zulassung als Medikament gem. § 4b AMG und eine Auslizensierung an ein pharmazeutisches Unternehmen sind erfolgt.