Wie die Sozialmedizinische Nachsorge Familien mit schwer kranken Kindern entlastet
Die kleine Eleni wuselt lebhaft über das Krankenhausbett. Ihre Mutter und die Mitarbeiterin eines Pflegedienstes wachen aufmerksam darüber, dass das Mädchen, das mit Trisomie 21 geboren wurde und dauerhaft auf Sauerstoff angewiesen ist, keine Schläuche abreißt oder aus dem Bett klettert. Klar ist: Dieses Kleinkind braucht eine umfassende Versorgung rund um die Uhr. Dass die Eltern diese Aufgabe alleine nicht leisten können, liegt auf der Hand. Doch es gibt Hilfe – man muss nur davon wissen.
An dieser Stelle kommt die Sozialmedizinische Nachsorge ins Spiel. Sie spricht die Eltern gezielt am Krankenbett an. „Ich hatte keine Ahnung von Frühförderstellen, dem Sozialpädiatrischen Zentrum oder der Pflegeberatung zu Hause“, erzählt Elenis Mutter. „Erst durch die Sozialmedizinische Nachsorge habe ich diese Informationen bekommen, während eines längeren stationären Aufenthalts mit Eleni Anfang 2024.“ Auch als der ursprünglich engagierte Pflegedienst plötzlich ausfällt, stand das Team der Sozialmedizinischen Nachsorge mit Rat und Tat zur Seite.
Rehospitalisierung vermeiden
„Die Sozialmedizinische Nachsorge begleitet Kinder mit erhöhtem Versorgungsbedarf im Übergang von der Klinik nach Hause – in der Regel bis zum 14. Lebensjahr, in Ausnahmefällen auch bis 18“, sagt Kerstin Müller, fachliche Leitung der Nachsorge. „Ziel ist es, den Behandlungserfolg zu sichern, indem wir Therapien, Hilfsangebote und Anträge koordinieren und dadurch eine erneute Aufnahme in die Klinik vermieden wird.“ Dafür stehen pro Kind zunächst 20 Stunden zur Verfügung, bei Bedarf auch mehr. „Die Wirkung dieser Maßnahmen ist belegt“, bestätigt Dr. Antje Allendorf, die ärztliche Leitung der Sozialmedizinischen Nachsorge an der Universitätsmedizin Frankfurt. „Komplexe Fälle können früher entlassen und nachhaltig zuhause versorgt werden.“
Ein Team mit jahrzehntelanger Erfahrung
Kerstin Müller und Dr. Antje Allendorf bringen zusammen mehr als 70 Jahre Erfahrung in der Kinderklinik der Universitätsmedizin Frankfurt mit. Sie erinnern sich gut an die Anfänge der Sozialmedizinischen Nachsorge, deren Wurzeln in den frühen 1990er-Jahren liegen. „Damals wurde der Bundesverband Bunter Kreis e.V. gegründet, um Familien mit früh geborenen, chronisch oder schwer kranken Kindern in ihrer neuen Lebenssituation zu unterstützen“, erklärt Dr. Antje Allendorf. Auch die Universitätsmedizin Frankfurt hat sich dem Bunten Kreis angeschlossen, der für seine Mitglieder beispielsweise mit den Krankenkassen verhandelt.
Die Nachsorge wurde zunächst in enger Kooperation mit dem Klinikum Frankfurt Höchst organisiert, bevor sich das UKF vor fünf Jahren eigenständig aufgestellt hat. Sie besteht aus einem multiprofessionellen Team. Aktuell werden betroffene Familien von den vier Mitarbeiterinnen aus der Kinderkrankenpflege engmaschig betreut, bei Bedarf werden die zuständige Kinderärztin, Sozialarbeiterin, Psychologin und Seelsorgerin tätig. Die Mitarbeiterinnen arbeiten in Teilzeit sowohl in der stationären Patientenversorgung als auch in der Nachsorge.
Sicherheit und Stabilität stärken
„In Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet gibt es viele Angebote für betroffene Familien“, sagt Dr. Ulrich Rochwalsky, Leiter der Abteilung Neonatologie und somit im engen Austausch mit der Sozialmedizinischen Nachsorge. „Doch ohne spezielle Kenntnisse und Kontakte ist der Zugang oft schwer. Hier greift die Sozialmedizinische Nachsorge unterstützend ein – mit Erfahrung, Netzwerk und dem richtigen Gespür. Wir haben in Deutschland in vielen Bereichen eine strikte Trennung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Die Sozialmedizinische Nachsorge zeigt, wie dieser Übergang erfolgreich durchgeführt werden kann.“
So wie bei Eleni und ihrer Mutter. „Ohne die Sozialmedizinische Nachsorge wäre ich aufgeschmissen gewesen“, sagt sie. „Als der erste Pflegedienst uns im Stich gelassen hat, war ich völlig überfordert. Frau Müller hat nicht nur Ersatz organisiert, sie hat mir auch emotional Halt gegeben.“ Ein stiller, aber wirksamer Rettungsanker für viele Familien. Chapeau!