HIV

Klinische HIV-Therapieforschung bietet wichtige Impulse, die antiretrovirale Therapie (ART) weiter zu entwickeln aber auch neue Behandlungsansätze mit dem Ziel der HIV Heilung zu verfolgen. Nur im universitären Umfeld gelingt die Befruchtung von translationaler Forschung aus der Lebenswirklichkeit von Menschen, die mit HIV leben. Die wesentlichen Schwerpunkte der Forschung innerhalb des HIVCENTERs sind klinisch orientiert und betreffen die Versorgungsoptimierung mit ART, Infektionsprophylaxe, die Erfassung und optimale Therapie von Begleiterkrankungen und opportunistischen Ko-Infektionen, Entwicklung neuer Diagnosemethoden und die Etablierung komplett neuer therapeutischer Verfahren außerhalb der ART.

Das HIVCENTER war in Deutschland Mitinitiator der wichtigen weltweiten START-Studie, die erstmalig den klinischen Nutzen des frühzeitigen Beginns der ART für Patient*innen eindrucksvoll belegt. Die Studie hat nachhaltig die Leitlinien für die HIV Behandlung beeinflusst und wird weitergeführt. Aus der Praxis der ART heraus kamen wesentliche Impulse für die Prophylaxe:

  • „Treatment as Prevention“
  • Postexpositionsprophylaxe (PEP)
  • Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP)

Risikopatient*innen werden Zielgruppen-adaptiert Präventionsstrategien angeboten, mit dem Ziel, Neuinfektionen zu verhindern, und parallel die langfristige Wirksamkeit zu erforschen.

Eine Reihe klinischer Kohortenstudien zu häufig beobachteten opportunistischen Ko-Infektionen wurde 2018 begonnen und werden fortgeführt. Außerdem untersuchen wir momentan, ob HIV+ Patient*innen ein erhöhtes Risiko haben kardiovaskuläre Auffälligkeiten zu entwickeln. Da der Verdauungstrakt ein besonders großes Reservoir für das Virus darstellt, wollen wir im Rahmen der Mephisto-Studie klären, ob es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Mikrobiomsignaturen und opportunistischen Ko-Infektionen gibt.   

Das HIVCENTER hat als einziges Zentrum deutschlandweit einen eigenen Behandlungs- und Forschungbereich für Frauen mit HIV eingerichtet. Bereits seit 1999  gibt es am HIVCENTER eine interdisziplinäre Spezialsprechstunde für HIV+ Schwangere und ein Jahr später wurde in Frankfurt die erste deutsche Fachtagung zum Thema HIV und Schwangerschaft ausgerichtet, die seitdem jährlich  stattfindet. 2012 wurde das Deutsche HIV-Schwangerschaftsregister unter dem Dach der Deutschen AIDS-Gesellschaft eingerichtet und in Frankfurt verortet. Das HIVCENTER ist auch regelmäßig an der Erstellung der Therapieleitlinien für HIV+ Schwangere beteiligt. Um die noch offenen Fragen zum Stillen mit HIV beantworten zu können, führt das HIVCENTER zur Zeit in Deutschland die Studien HELENE und SISTER durch, die die bisherigen Stillfälle in Deutschland aufarbeiten und die Stillerfahrungen HIV+ Mütter erfassen.

Um die frauenspezifischen Aspekte des Älterwerdens mit HIV besser verstehen zu können, hat das HIVCENTER eine Studie zum Verlauf der Menopause mit HIV auf den Weg gebracht. Im Rahmen der OPINION 1 Studie soll untersucht werden, ob und wie die HIV-Infektion die Menopause beeinflusst.

Die klinische Evaluation und Anwendung innovativer diagnostischer Methoden in HIV-Patient*innen sieht das HIVCENTER als weitere Forschungsaufgabe an, z.B. für Tuberkulose-spezifische Interferon-Gamma-Releasing-Assays (IGRA), Tests zur kardiovaskulären Funktion (Herz-MRT) oder Thrombozytenfunktion, in Abhängigkeit von ART (TOMCAT-Studie).

Natürlich beteiligen wir uns auch an  Studien zu komplett neuen Therapieansätzen. Diese zielen auf eine vollständige Heilung von HIV ab, z.B. durch gezielte Auslöschung der Virus inklusive der im Zellkern integrierten Virus-DNA oder durch gezielte Beeinflussung des Immunsystems der Patient*innen, so dass eine lebenslange Medikamenteneinnahme, wie sie aktuell notwendig ist, überflüssig wird.  So nehmen wir an einer in Köln initiierten Studie teil, in der Patienten mit sogenannten breit-neutralisierenden Antikörpern gegen HIV behandelt werden.

Kontakt

Prof. Dr. med. Christoph Stephan, E-Mail: christoph.stephan@unimedizin-ffm.de
Dr. med. Annette Haberl, E-Mail: Annette.haberl@unimedizin-ffm.de  (für HIV+  Frauen)