Vorbereitung des Patienten

Die Blutentnahme sollte beim Patienten immer zur gleichen Tageszeit erfolgen, im Idealfall morgens, zwischen 7 und 8 Uhr. Das ist vor allem für eine Verlaufsbeurteilung der Parameter wichtig. Der Patient sollte immer nüchtern sein, d. h. die letzte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sollte etwa 10 bis 12 Stunden vor Abnahme stattgefunden haben. Ansonsten kann es z. B. zu einen Anstieg von Glukose, Phosphat, Bilirubin, GPT (ALT), Kalium, Harnsäure, Proteinen und Calcium kommen; die Menge der Fettzufuhr hat einen Einfluss auf die Triglycerid-Konzentration.

Die Blutentnahme sollte immer in der gleichen Position d. h. beim sitzenden oder liegenden Patienten im gleichen Gefäßgebiet, etwa in der peripheren Armvene, erfolgen.

Die Veränderung der Körperlage des Patienten von der Horizontalen in die Vertikale bewirkt eine Verlagerung des Körperwassers aus dem vaskulären in den interstitiellen Raum (ca. 8%). Ursache der Volumenverschiebung ist hauptsächlich die Veränderung des hydrostatischen Druckes im Intravasalraum bei Orthostase. Es kommt zu einer Zunahme von Proteinen, proteingebundenen Bestandteilen und korpuskulären Bestandteilen zwischen 3-8%, wenn das Blut anstatt nach mindestens 10-minütigem Liegen, im Sitzen oder Liegen nach vorheriger Orthostase abgenommen wurde. Zunahmen, größer als die analytische Streuung, betreffen vor allem Parameter wie Leukozytenzahl, Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenzahl, Gesamtprotein, Albumin, Cholesterin, Triglyceride, ALP, GOT (AST), Bilirubin, Immunglobuline, Phosphat und Calcium. Die Veränderungen bei Patienten mit Ödemen sind hier viel schwerwiegender als bei Gesunden.

Die Plasmakonzentrationsveränderungen erreichen beim Übergang vom Liegen zum Stehen nach ca. 10 Minuten wieder ein Gleichgewicht. Der umgekehrte Vorgang benötigt ca. 30 Minuten.

Aus dem oben erwähnten wird deutlich, dass bei Verlaufskontrollen stets nicht nur die gleiche Tageszeit (im Idealfall morgens zwischen 7.00 und 8.00 Uhr), sondern auch die gleiche Körperlage zu wählen ist.

Auch eine körperliche Belastung bewirkt eine kurzfristige Flüssigkeitsverschiebung vom Intravasalraum in den interstitiellen Raum. Es kommt zu einer Hämokonzentration mit der Zunahme von Proteinen, proteingebundenen Bestandteilen und Blutzellen.

Besonders bei Nichttrainierten kann es z.B. nach Stunden zu einem Anstieg von Muskelenzymen wie CK, GOT (AST) und LDH, bedingt durch eine erhöhte Permeabilität von Muskelzellen, kommen.

Diagnostische oder therapeutische Maßnahmen (siehe auch dazu Tab. 1) beeinflussen Analysenergebnisse: Eine Prostatapalpation erhöht z.B. die Konzentration der Sauren Phosphatase und des Prostataspezifischen Antigens im Blut. Beim Glukose-Belastungstest steigen die Werte von Kalium, Phosphat und Magnesium. Die CK- und Myoglobin-Konzentrationen werden nach intramuskulären Injektionen von Medikamenten erhöht, wie z.B. Benzodiazepinen, Dolantin, Pentazocin, Lidocain, Phenobarbital, Chlorpromazin, u.a.

Chirurgische Eingriffe führen zu einem Konzentrationsanstieg der Akute-Phase-Protein sowie zu einer beschleunigten Blutsenkungsgeschwindigkeit; außerdem kann die GOT (AST), GPT (ALT), CK und Bilirubin erhöht sein. Albumin und Hämoglobin können postoperativ in geringerer Konzentration vorliegen. Nach Reanimationen kommt es zum Ansteigen der CK- (ohne adäquaten CK-MB-Anstieg) und der Myoglobin-Konzentration.

Tabelle 1: Einfluss therapeutischer Maßnahmen


 

Maßnahme Parameter Abweichung
Bluttransfusion Hämatokrit, Hämoglobin, Kalium +
Dialyse z.B. CRP +
  Glukose, Leukozyten -
ERCP Amylase, Lipase +
Ionisierende Strahlen Harnsäure +
  Leukozyten-, Thrombozytenzahl -
Operationen CRP, GOT (AST), GPT (ALT), CK, Bilirubin, Fibrinogen +
  Albumin, Hämoglobin -
Reanimation CK (ohne adäquaten CK-MB Anstieg), Myoglobin +
Prostatapalpation PSA, saure Phosphatase +

 


 

Kurzzusammenfassung zur Vorbereitung & Lagerung des Patienten
Körperliche Aktivität extreme Aktivitäten zuletzt 3 Tage vor Probenahme
Ruhepause mindestens 5 Minuten
Nüchtern letzte Nahrungsaufnahme grundsätzlich ca. 12 h vor Abnahme (keine Gabe von Medikamenten, kein kürzlicher Alkoholexzess)
Zeitpunkt zwischen 7 und spätestens 9 h morgens
Körperlage möglichst immer die gleiche

 

Im klinisch-chemischen Labor werden am häufigsten Blut- und Urinproben untersucht. Seltenere Proben sind Stuhl, Liquor und Punktate. Um Infektionen zu vermeiden, ist die Probengewinnung, der Transport und die Verarbeitung des potentiell infektiösen Materials mit besonderer Sorgfalt durchzuführen.

Vor der Venenpunktion müssen die Probenentnahmeröhrchen (z.B. Monovetten®) mit dem Patientennamen (Etikett) versehen werden. Das ausgefüllte Laboranforderungsformular wird zusammen mit den Blutröhrchen in das Labor gebracht.

Dabei sind für manche Parameter bestimmte Transportbedingungen zu beachten. Die Proben sollten direktem Sonnenlicht nicht ausgesetzt werden, da z.B. Bilirubin, Pyridinoline und Methotrexat unter UV-Einfluss abgebaut werden.

Zusätze Monovetten können fortlaufende Stoffwechselprozesse verhindern. Glukose- und Laktat-Konzentrationen verändern sich z.B. in nicht für sie vorgesehenen Abnahmesystemen. Z.B. fällt die Glukose Konzentration in Proben, die nicht in einer entsprechend geeigneten Monovette (z.B. Fluorid-Monovette) abgenommen werden, schon 30 Minuten nach der Probengewinnung ab und repräsentieren dann nicht mehr die Blutglukosekonzentration in vivo. Für die Bestimmung von Ammoniak muss z.B. das Blut in Eiswasser transportiert werden, damit die fortlaufende Stoffwechselprozesse verhindert werden, da ansonsten die Konzentration des Ammoniaks aus Proben, die nicht auf Eis gelagert transportiert werden, schon nach wenigen Minuten nach der Blutabnahme ansteigen.

Die Blutentnahme wird meist mit Monovetten® oder Vacutainern® durchgeführt. Die Blutentnahme aus Dauerkanülen kann durch Bestandteile aus den Infusionen (z.B. Glukose, Kalium) sehr stark verfälscht werden. Aufgrund vielfältiger Medikamenteninterferenzen sollte die Blutentnahme lange vor deren Einnahme durchgeführt werden. Eine Ausnahme hiervon ist z.B. die Bestimmung des Medikamentenspiegels zur Kontrolle des therapeutischen Bereiches. Dies ist z.B. wichtig bei der Gipfelspiegel-bestimmungen von Antibiotika. Je nach Resorptionseigenschaften und Darreichungsform sollte hierzu die Blutabnahme 30 oder 60 Minuten nach der Medikamentengabe erfolgen. In seltenen Fällen der Medikamentenspiegelanalytik ist es sinnvoll, einen dritten Spiegel 3 bis 6 Stunden nach der Gabe zu bestimmen. Für die Dosisanpassung reicht bei einer Einmal-Hoch-Dosierung in der Regel die alleinige Messung des 6 Std.-Postinfusions-spiegels aus. Den Talspiegel einer Medikamentenkonzentration erhält man durch eine Blutabnahme vor der nächsten Verabreichung. Werden die Zeitvorgaben für die Probennahme nicht genau eingehalten, kann trotzdem eine Dosisanpassung berechnet werden, wenn der tatsächliche Entnahmezeitpunkt richtig vermerkt wurde. Deshalb ist es bei der Bestimmung von Medikamentenspiegeln unbedingt notwendig, die genaue Uhrzeit der Probennahme auf dem Etikett der Monovette® und auf dem Anforderungsschein oder bei einer Anforderung über LAS in der EDV zu dokumentieren.