Blutentnahme

  Richtige Vorgehensweise der venösen Blutentnahmetechnik

  • Festlegen der Einstichstelle, bevorzugt wird eine sichtbare Vene im Ellenbogenbereich (Kubitalvene)

  • Anlegen der Staubinde, eine Handbreit herzwärts von der vorgesehenen Punktionsstelle

  • gleichzeitig wird der radiale Puls gefühlt, der noch tastbar sein muss

  • Desinfektion der Punktionsstelle (ausreichend lange Einwirkungszeit)

  • Durchführung der Venenpunktion, wobei die Haut gegen die Stichrichtung gespannt wird, die Schliffseite der Kanüle zeigt dabei nach oben. Für das Schmerzempfinden des Patienten ist nicht der Durchmesser der Nadel, sondern allein ihre Schärfe entscheidend

  • sobald Blut fließt, soll die Stauung geöffnet und mit minimalem Unterdruck das Blut in das Aufnahmegefäß überführt werden, bis das vorgeschriebene Blutvolumen erreicht ist. Die Stauung muss so kurz wie möglich sein. Nach einer Minute Stauen ist z. B. schon die Reptilasezeit verfälscht

  • beim Aufsetzen des Blutentnahmegefäßes auf das Nadelende wird die dort befindliche Dichtung zurückgeschoben, so dass die Nadel für die Blutentnahme durchgängig ist. Ist das vorgeschriebene Blutvolumen erreicht, wird die Monovette® von der Nadel entfernt oder gewechselt. Dadurch verschließt sich sofort wieder die Dichtung am Nadelende. Ein Nachtropfen von Blut wird dadurch vermieden und die damit verbundene Infektionsgefahr verringert. Das gilt besonders beim Umsetzen der Entnahmegefäße für Mehrfachentnahmen (die Entnahme erfolgt heute weitgehend mit speziellen Plastikgefäßen (Monovetten®) oder evakuierten Glasgefäßen (Vacutainer®). Diese Entnahmesysteme sind so konzipiert, dass eine Gefährdung der Person, die die Blutabnahme vornimmt, weitgehend ausgeschlossen ist).

  • zum Abschluss der Blutabnahme wird ein Tupfer locker auf die Einstichstelle gelegt, die Nadel (an der kein Abnahmesystem mehr adaptiert ist) rasch zurückgezogen und erst danach der Tupfer aufgepresst

  • der Tupfer wird bei gestrecktem Arm vom Patienten noch eine kurze Zeit weiter aufgepresst (der Arm darf nicht gebeugt werden). Das Hochhalten des Armes (etwa eine Minute) vermeidet die Hämatombildung.

  • Kontaminierte Kanülen dürfen niemals in die Schutzkappen zurückgeführt werden. Cave: Verletzungs- und Infektionsgefahr! Sie müssen in speziell geeignete Abwurfbehälter entsorgt werden.

    Kanülen niemals offen liegen lassen!

    Es dürfen nur Materialen, z. B. Spritzen oder Kanülen, verwendet werden, die unmittelbar vor Gebrauch am Patienten aus Ihrer Schutzhülle entfernt werden. Aus der Schutzverpackung entfernte sterile Materialien, die nicht unmittelbar verwendet werden, dürfen nicht gelagert werden, sondern müssen fachgerecht entsorgt werden.

Die Dauer der venösen Blutstauung hat auf die Parameter im Blut einen ähnlichen Effekt wie der Positionswechsel von der Horizontalen in die Vertikale. Der Filtrationsdruck in den Kapillaren erhöht sich, Plasmawasser wird vermehrt in den interstitiellen Raum abfiltriert, im Gewebe tritt eine Hypoxie auf. Hochmolekulare Plasmabestandteile, an Eiweiß gebundene Stoffe und Blutzellen verbleiben im Intravasalraum. Bei entsprechend langer Stauung werden daher bei einigen Parametern höhere Konzentrationen gemessen. Wird länger als 3 Minuten gestaut, die Vene perforiert oder "stochert" man, die Vene suchend, zu lange im umliegenden Gewebe herum, kommt es bedingt durch lokale Gerinnungsaktivierung zu Störungen bei hämostaseologischen Analysen.

Kurzzusammenfassung zur Punktion
Fehlerquellen
Entnahmestellemöglichst immer die gleiche (in der Ellenbeuge), bei einer zweiten Punktion die Armseite wechseln.
Proben für Gerinnungsuntersuchungen nicht aus liegenden Gefäßkathetern entnehmen
Stauzeit< 1 Minute; ideal ist < 30 Sekunden, das Öffnen und Schließen der Faust dabei vermeiden ("pumpen"), Stauung lösen, sobald Blut fließt
Staudruck50 bis 100 mmHg, der Puls muss noch fühlbar sein
Punktionmöglichst große Kanüle, nach Punktion die Stauung lösen
Aufziehensanft und gleichmäßige Aspiration der Probe, unter Vermeidung von Unterbrechungen, vollständiges Füllen der grünen (Gerinnung) und violetten (BSG) Monovetten
  
"pumpen" mit der Faustführt zu erhöhten Kaliumwerten
zu langes Stauenkann zur Gerinnungsaktivierung führen und eine Hämolyse verursachen
stumpfe Kanülenverursacht mehr Schmerzen bei der Punktion und ggf. eine Hämolyse
zu schnelles Aufziehenverursacht Hämolyse

 

Empfohlene Reihenfolge zur Blutentnahme

1. Blutkulturen
2. Nativblut
3. Serumblut
4. Heparinblut
5. EDTA-Blut
6. Citratblut
7. Fluoridblut

Monovetten für Gerinnungsuntersuchungen sollten nie zuerst entnommen werden (wegen der gerinnungshemmenden Beschichtung der Abnahmekanüle/Butterfly - allerdings gerne als zweites Abnahmesystem).

Monovetten, die Antikoagulanzien enthalten, müssen nach Befüllen mehrfach vorsichtig geschwenkt und nicht geschüttelt werden.

Nach Möglichkeit sollte keine Blutentnahme aus liegenden Kathetern erfolgen, insbesondere nicht, wenn vorher Infusionslösungen oder Medikamente (z. B. Heparin) gegeben wurden. Falls eine Blutentnahme aus liegenden Kathetern nicht vermeidbar ist, muss vorher mit 2 x 5 ml physiologischer Kochsalzlösung gespült und die ersten 2 ml abgenommenes Blut verworfen werden.