Manuelle Therapie

Grundlagen und Prinzipien

Die manuelle Therapie dient in der Medizin zur Behandlung von reversiblen Funktionsstörungen des Bewegungssystems (Gelenke, Muskeln und Nerven); sie ist der von Physiotherapeuten mit einer speziellen Weiterbildung durchgeführte Teil der Manuellen Medizin . Sie beinhaltet Untersuchung und Behandlungstechniken. Von der ärztlichen „Manuellen Medizin“ unterscheidet sie sich darin, dass sie in Deutschland keine ruckartigen Techniken, sog. Techniken mit Impuls (Manipulation) an der Wirbelsäule , anwenden darf.

Manualtherapeutische Verfahren und Techniken

Heute haben sich verschiedene manualtherapeutische Techniken und Schulen herausgebildet. Obwohl in der Schwerpunktsetzung unterschiedlich, ähneln sich die Verfahren im Prinzip. Derzeit wird versucht, die verschiedenen Ansätze zusammenzuführen.


Cyriax-Konzept

Das vom englischen Arzt James Cyriax) erarbeitete Konzept legt den Schwerpunkt auf die Weichteildiagnose und -therapie. Im deutschsprachigen Raum ist vor allem seine Massagetechnik der tiefen Querfriktion bei Strukturschäden an Sehnen, Muskeln oder Bändern bekannt.
Nach einer exakten Ermittlung der für die Bewegungsstörungen verantwortlichen Weichteilstrukturen werden dabei mit Finger oder Daumen quer zu betroffenen Sehnen, Muskeln oder Bändern Massagebewegungen ausgeführt. Damit werden, so die Annahmen, lokale Gewebshormone ausgeschüttet und Verklebungen des Bindegewebes gelöst.
Eingesetzt wird die Cyriax-Massagetechnik bei Sehnenentzündungen im Schulterbereich, Kniescheibenspitzen-Syndrom, Tennis- und Golferellenbogen oder Weichteilverletzungen nach Sportunfällen.
Die Manipulationsbehandlung der Muskeln und Gelenke, inklusive Wirbelsäule mit hohen Zugwirkungen - oft unter Einsatz von zwei Helfern - hat weniger Verbreitung gefunden.


Kaltenborn/Evjenth-Therapie

In Norwegen entwickelte Technik, die besonders in Deutschland eine große Verbreitung fand. Der Schwerpunkt liegt auf Gelenkspieltests und der gelenkschonenden Mobilisation.


Maitland-Therapie

Ist das vom Australier G.D. Maitland entwickelte Konzept zur passiven Mobilisation und Manipulation der peripheren Gelenke und der Wirbelsäule. Der Schwerpunkt liegt wie bei der Kaltenborn/Evjenth-Therapie auf der gelenkschonenden Mobilisation. Zuerst werden mit Testbewegungen die Schmerzen genau lokalisiert. Basierend auf einer genauen Untersuchung der Bewegungseinschränkung werden dann feine, genaue abgestufte Gelenkzusatzbewegungen eingesetzt um Steifigkeit und Bewegungseinschränkungen zu behandeln.


McKenzie-Therapie

Mobilisierungstechnik des neuseeländischen Physiotherapeuten Robin McKenzie zur Therapie und Prophylaxe von Ischias-Beschwerden.


Terrier-Therapie

Vom Schweizer Facharzt für physikalische Medizin entwickelte Behandlungsmethode, die kleinflächige Massage mit Mobilisationstechniken verbindet. Terrier selbst bezeichnet seine Methode als Manipulativ-Massage.


Mitchell-Therapie

Der amerikanische Osteopath behandelt gestörte Funktionen im Sinne der Bewegungseinschränkung unter direkter und indirekter Mithilfe der Muskulatur. Aus der Mitchell-Technik entwickelten sich Muskelentspannungstechniken, zum Beispiel die Postisometrische Relaxation.


Indikation

•    Methoden der Manuellen Therapie sind immer dann indiziert, wenn eine pathologische und klinisch relevante Bewegungseinschränkung eines Gelenks vorliegt. Besonders folgende Erkrankungen und Verletzungen lassen sich erfahrungsgemäß günstig beeinflussen:
•    Akute, schmerzhafte Funktionsstörungen der Wirbelsäulensegmente ohne radikuläre Symptomatik
•    Chronische und chronisch-rezidivierende Wirbelsäulensyndrome, begleitet von muskulärem Hartspann sowie von muskulärer Dysbalance
•    Degenerative Wirbelsäulen- und periphere Gelenksleiden im Sinne einer symptomatischen Schmerzbehandlung

Kontraindikation

•    akute lumbale Diskushernie mit radikulärer Symptomatik
•    akute zervikale Diskushernie mit und ohne radikulärer Symptomatik
•    frische Weichteilverletzungen der Halswirbelsäule (für vier bis acht Wochen nach dem Unfall)
•    vaskulär bedingter Schwindel im Sinne einer Vertebralis-Basilaris-Insuffizienz
•    Rückenmarksmißbildungen
•    ausgedehnte Osteoporose, metabolische Osteopathien mit Neigung zu pathologischen Frakturen
•    Spondylitis ankylosans im Stadium der akuten Entzündung
•    entzündlicher Befall der Wirbelsäule bei rheumatischer Arthritis
•    posttraumatische, segmentale Hypermobilität
•    Tumoren und Metastasen