Fetale Therapie

Pränatale Medizin beinhaltet die frühzeitige Erkennung kindlicher Risiken oder Erkrankungen. Ihr Ziel ist zunehmen nicht nur Erkrankungen des ungeborenen Kindes zu entdecken sondern möglichst früh zu behandeln. Bluttransfusionen, Medikamentengabe und Operationen bereits in der Gebärmutter gehören zum Repertoire der Abteilung für Pränatalmedizin der Universitäts-Frauenklinik Frankfurt.

Einer der häufigsten durchgeführten Eingriffe sei hier erläutert:

Nabelschnurpunktion (Chordozentese)

Die Chordozentese erlaubt eine sehr schnelle Diagosestellung (Hämoglobin, Blutgruppe, Antikörper, Karyogramm) und ggf. Behandlung des Kindes bei Vorliegen einer Blutarmut (Anämie). Hierbei wird, wie bei einer Fruchtwasseruntersuchung mit einer Nadel durch die Bauchdecke in die Fruchthöhle, und weiter in die Nabelschnur eingegangen, um kindliches Blut zu entnehmen.

Unsere langjährigen Erfahrungen mit der Methode schlagen sich in einer niedrigen Komplikationsrate nieder und erlauben uns, diese Technik routinemäßig bei Vorliegen einer entsprechenden Indikation anzuwenden. Die häufigsten Indikationen zur Nabelschnurpunktion /Chordozentese sind der Verdacht auf eine kindliche Blutarmut durch Rhesus-Inkompatibilität oder Infektionen. Es kann so eine gezielte Diagnostik erfolgen hinsichtlich der Frage nach der Qualität des kindlichen Blutes und seines Sauerstofftransportes. Darüberhinaus kann aus dem kindlichen Blut eine weite Palette an Infektionen, welche für Krankheitszustände verantwortlich zeichnen können, ausgeschlossen werden. Bei Vorliegen eines Blutmangels kann so eine gezielte Behandlung (=Therapie) des ungeborenen Lebens z.B. in Form von Bluttransfusionen in gleicher Sitzung erfolgen. Selbstverständlich ist die genetische Untersuchung des Kindes auch hierbei möglich.

Eine Chordozentese kann ab der 18. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, das Ergebnis der Infektionsparameter ist innerhalb weniger Tage vorhanden, das Ergebnis des kindlichen Blutes kann noch während des Eingriffes selbst beantwortet werden.

Entlastung von fetalen Organen

Die Entlastung von fetalen Organen bzw. flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen gehört zu den möglichen Anwendungen von fetaler Diagnostik und Therapie. Beispielsweise kann bei ausgeprägten Nierenstauungen bzw. Nierenzysten oder krankhafter Blasenschwellung, bei Bauchwassersucht des Feten, Hydrothorax usw. die Punktion der jeweils betroffenen Organe erfolgen. Durch die Organentlastung kann einer Druckzerstörung des Gewebes bzw. einer Organverschiebung vorgebeugt werden. Die entnommene Flüssigkeit kann innerhalb von 1-2 Tagen analysiert werden. Bei einem raschen Nachlaufen von krankhaften Flüssigkeitsansammlungen ist bei den Feten, die noch nicht zur Entbindung anstehen, an Stelle der wiederholten Punktionen eine intrauterine Einlage (dieser Schlauch verbindet Bauch- und Fruchthöhle und lässt die Flüssigkeit ungehindert abfließen. vorzuziehen. Dieser seltene Eingriff ermöglicht die Erhaltung von Organen sowie eine Schwangerschaftsverlängerung bis zur Geburt eines reifen Kindes, das besser für kinderärztliche Maßnahmen vorbereitet ist.

 

Medikamentenapplikation in der Gebärmutter

Eine der erfolgreichsten therapeutischen Maßnahmen stellt die intrauterine (in der Gebärmutter) medikamentöse Behandlung von Herzrhythmusstörungen dar. Diese können unbehandelt über die Herzschwäche des Feten zum Versterben führen. Der Erfolg der medikamentösen Behandlung des Kindes über die Mutter kann durch die entsprechende Medikamenten-Bestimmung bei Mutter und Kind (nach kindlicher Blutanalyse) geprüft werden. Wenn in den Fällen mit Herzschwäche und Wassersucht der Medikamentenübertritt auf das Kind durch den verdickten Mutterkuchen stark vermindert ist, muss durch eine kindliche Blutpunktion das Medikament direkt in niedrigster Dosierung unter Überwachung des Herzschlages dem ungeborenen Leben beigebracht werden.