PSA-Rezidiv – was nun?

Obwohl die Prognose eines lokalisierten Prostatakarzinoms gut ist, kommt es bei bis zu einem Drittel der Patienten zu einem biochemischen Rezidiv (Anstieg des PSA Wertes nach radikaler Prostatektomie oder Bestrahlung der Prostata). Bei Nachweis eins biochemischen Rezidivs oder gesichertem Lokalrezidiv, sind als kurative Therapieoptionen eine frühe „salvage“ Bestrahlung bzw. eine Salvage-Prostatektomie möglich.

Die Einführung von nuklearmedizinischen Tracern, die an das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) binden, nimmt bei der Diagnostik einen zunehmenden Stellenwert ein. Bei einem Rezidiv nach kurativer Primärtherapie, wie z.B. nach radikaler Prostatektomie kann mittels PSMA-PET CT schon bei sehr niedrigen PSA-Werten Werten (zwischen 0,5 - 1 ng/ml 59% und zwischen 1ng/ml - 2ng/ml 75% positive PSMA-Scans) die Lokalisation des Rezidivs detektiert werden (Perera et al., 2020). Bei einem Teil der Patienten zeigt sich dabei ein Tumorrezidiv im Bereich der Lymphknotenstationen im Becken. Bei Patienten mit einem guten Allgemeinzustand und potenziell längerer Lebenserwartung ermöglicht die frühe und genaue Detektion eines Rezidivs ein lokales Therapiekonzept. Hierbei sind sowohl strahlentherapeutische (Salvage- Strahlentherapie der Lymphabflusswege) als auch operative Eingriffe (Salvage-Lymphadenektomie) möglich, was bereits in Phase-II Studien untersucht wurde (Glicksman et al., 2021). Vorrangiges Ziel hierbei ist es, den PSA-Wert zu senken und den Beginn einer systemischen Hormontherapie zu verzögern.

Die hohe Spezifität der PSMA Tracer zur Diagnostik von Prostatakarzinomgewebe kann man sich auch bei der Operation zu nutzen machen. Bei der „PSMAradioguided surgery“ werden dem Patienten vor der Operation 99mTc-markierte PSMA-Liganden über die Vene appliziert, die sich in den entsprechenden befallenen Lymphknoten anreichern. Die markierten Lymphknoten können dann während der Operation detektiert werden und so mit hoher Sicherheit entfernt werden (Maurer et al., 2019). Bei einem Großteil der Patienten fällt der PSAWert dann nach der Operation wieder in den Nullbereich ab.

In einer der bisher größten publizierten Fallserie zur Salvageoperation von 121 Patienten, die sich bei PSMA-PET positiven Becken-Lymphknoten einer operativen Entfernung der Lymphknoten unterzogen haben, hatten nach 24 Monaten noch 20% der Patienten ein komplettes Ansprechen (Horn et al., 2019). Faktoren, die sich positiv auf die onkologische Erfolgsrate eines lokalen Therapiekonzepts wie z.B. der PSMA-radioguided surgery auswirken sind ein niedriger PSA-Wert (idealerweise <2ng/ml bei Durchführung des PSMA-PETs) sowie nur eine geringe Anzahl an detektierten Lymphknotenmetastasen.

Trotz der erfolgsversprechenden Daten zu diesem neuen und individualisierten Vorgehen muss bedacht werden, dass onkologische Langzeitdaten auf Grundlage des PSMA-PETs und der PSMA-radioguided surgery noch fehlen und die Salvage-Lymphadenektomie derzeit kein leitlinienkonformes Vorgehen ist. Umso wichtiger ist eine genaue Indikationsstellung und individuelle Beratung über ein lokales Therapiekonzept bei einem rezidivierten Prostatakarzinom unter Berücksichtigung der Befunde sowie des Allgemeinzustandes des Patienten.

Um den Stellenwert der Salvage-Lymphadenektomie bei nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen zu evaluieren, wird an unserer Klinik eine prospektive Studie durchgeführt. Die ProSTone-Studie untersucht ob bei Prostatakarzinomrezidiv mit PSMA PET positiver einseitig pelviner Metastasierung eine einseitige Salvage-Lymphadenektomie ausreichend ist. Weitere Informationen finden sich weiter unten.

Fazit

Sollte es also zu einem PSA-Rezidiv kommen empfiehlt sich eine frühzeitige Durchführung eines PSMA-PET CTs. Dies kann seit August 2021 im Rahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) durchgeführt werden. Sollten hierbei Metastasen detektiert werden, beraten wir die Patienten gerne im interdisziplinären Team aus Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Radiologie und natürlich Urologie über die möglichen Therapien.

Quellen:
Glicksman, R. M., Metser, U., et al. (2021). Curative-intent Metastasis-directed Therapies for Molecularly-defined Oligorecurrent Prostate Cancer: A Prospective Phase II Trial Testing the Oligometastasis Hypothesis. Eur Urol, 80(3), 374-382.

Horn, T., Kronke, M., et al. (2019). Single Lesion on Prostate-specific Membrane Antigen-ligand Positron Emission Tomography and Low Prostate-specific Antigen Are Prognostic Factors for a Favorable Biochemical Response to
Prostate-specific Membrane Antigen-targeted Radioguided Surgery in Recurrent Prostate Cancer. Eur Urol, 76(4), 517-523.

Maurer, T., Robu, S., et al. (2019). (99m)Technetium-based Prostate-specific Membrane Antigen-radioguided Surgery in Recurrent Prostate Cancer. Eur Urol, 75(4), 659-666.

Perera, M., Papa, N., et al. (2020). Gallium-68 Prostate-specific Membrane Antigen Positron Emission Tomography in Advanced Prostate Cancer-Updated Diagnostic Utility, Sensitivity, Specificity, and Distribution of Prostate-specific Membrane Antigen-avid Lesions: A Systematic Review and Meta-analysis. Eur Urol, 77(4), 403-417.

ProSTone Studie

Prostatakarzinomrezidiv mit PSMA PET positiver einseitig-pelviner Metastasierung: ist die einseitige Salvage-Lymphadenektomie ausreichend? (ProSTone). Es handelt sich um eine prospektive Studie, die von der Martini-Klinik am UKE Hamburg initiiert wurde.

In den letzten Jahren sind entscheidende Fortschritte in der molekularen nuklearmedizinischen Bildgebung beim Prostatakarzinom erzielt worden. Insbesondere die Einführung von Tracern, die an das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) binden, hat die bildgebende Diagnostik beim Prostatakarzinom maßgeblich beeinflusst. Bei Wiederauftreten des Krebses nach operativer Entfernung der Prostata (Rezidiv) können durch die zielgerichtete PSMA PET schon bei sehr niedrigen PSA-Werten Metastasen entdeckt werden. Dieses ermöglicht in einem zunehmenden Maße eine individualisierte spezifische Therapie von Patienten mit einem Prostatakarzinomrezidiv. Die PSMA PET wurde inzwischen für die Diagnostik bei Patienten mit biochemischem Rezidiv eines Prostatakarzinoms in nationale und internationale Leitlinien aufgenommen.

Durch den Fortschritt in der molekularen Bildgebung rücken lokale Therapiekonzepte zunehmend in den Fokus. Hierbei werden sowohl strahlentherapeutische (Salvage-Strahlentherapie der Lymphabflusswege) als auch operative Eingriffe (Salvage-Lymphadenektomie = Entfernung der Beckenlymphknoten) im Sinne eines individuellen Therapiekonzeptes angeboten.

Diese regionalen Therapien verfolgen das Ziel, ggf. doch noch eine längerfristige Heilung zu erreichen oder zumindest ein weiteres Fortschreiten der Prostatakrebserkrankung und somit die Einleitung einer palliativen dauerhaften medikamentösen Therapie zu verzögern. Bisheriger Standard bzw. gängige Praxis ist die beidseitige Entfernung der Beckenlymphknoten selbst bei in der Regel nur einseitig auffälligem Lymphknotenbesatz. Obwohl die Komplikationen der Salvage-Lymphadenektomie meist gering und überschaubar sind, können sie dennoch zu Lymphabflussstörungen, Beinödemen, Lymphozelen oder anderweitigen chirurgischen Komplikationen führen.

Ziel der Studie

Die Studie soll untersuchen, ob bei der einseitig pelvin auffälliger PSMA PET auf die chirurgische Behandlung der Gegenseite verzichtet werden kann und dadurch den Patienten die potentiellen zusätzlichen Komplikationen durch die Entfernung des Lymphgewebes auf der gegenüber liegenden Seite erspart werden können ohne dabei einen negativen Einfluss auf die onkologischen Langzeitergebnisse zu nehmen.

Einschlusskriterien

  • Patienten im guten Allgemeinzustand mit einer erwarteten Lebenserwartung >10 Jahren
  • Vorliegen eines hormonsensitiven Prostatakarzinomrezidives nach radikaler Prostatektomie (Patienten mit Z.n. Salvage-Prostatektomie können eingeschlossen werden; ebenso stellt eine Salvage-Strahlentherapie der Prostataloge und/oder des pelvinen Lymphabflusses nach radikaler Prostatektomie kein Ausschlusskriterium dar)
  • Unilateraler Nachweis von ≤ 3 PSMA PET positiver Lymphknotenmetastasen im pelvinen Lymphabflussgebiet (bis Abgang der A. mesenterica inferior)
  • PSA zum Zeitpunkt der PSMA PET Bildgebung < 4 ng/ml

Ausschlusskriterien

  • Kontraindikation für einen chirurgischen Eingriff bzw. für eine beidseitige Salvage-Lymphadenektomie
  • Verdacht auf Vorliegen eines Prostatakarzinomrezidives im Bereich der Prostataloge (Lokalrezidiv) oder einer extrapelvinen Metastasierung in der PSMA PET
  • Alter der PSMA PET Untersuchung >4 Monate zum Operationszeitpunkt
  • Hormontherapie innerhalb von 6 Monaten vor Studieneinschluss

 

Unsere Klinik ist Partner im UCT Frankfurt.

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